Dörnberg II
Helfensteine, vom 04. bis 07.09.2014
Einen Tag mehr! Beim zwei- ten Treffen auf dem Dörn- berg haben uns die Orga- nisatoren Horst-Dieter Dö- richt und Wolfgang Grigo- leit durch die Anreise am Donnerstagabend einen zu- sätzlichen Tag für Vorträge, Workshops und den gegen- seitigen Austausch spen- diert.
Dieser wurde gut genutzt, denn auf die Teilnehmer warteten insgesamt 12 Programmpunkte aus vielen Gebieten der Mikroskopie von Trichinen über Thripse und botanische Schnitte zu Sublimation und Kristallisation und auch zwei Exkursionen. Zunächst auf den sehr schön angelegten Alpenpfad mit vielen interessanten Pflanzenarten und dann noch zum Schüler- forschungszentrum Nordhessen, dessen Projekte im Jugend forscht Programm seit Jahren immer ganz vorne mit dabei sind. Selbst ein Ausflug in die Nanotechnologie stand auf dem Programm und natürlich kam auch der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen nicht zu kurz.
Alles in Allem wieder ein rundum gelungenes Treffen, das es diesmal sogar in die Zeitung geschafft hat:
Artikel der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen
Wie im letzten Jahr waren wir wieder im Zentrum Helfensteine zu Gast, wo uns der Leiter, Herr Reinhart, diesmal den großen Saal zur Verfügung gestellt hat. So hatten alle Teilnehmer genügend Platz für Mikro- skop, Rechner und mobiles Labor und die Vorträge der Referenten kamen dank des HD-Beamers mit seinem großen, gestochen scharfen und vor allem lichtstarken Bild sehr gut zur Geltung.
Aber auch die Unterkunft im Seminarhaus und die Verpflegung im Restaurant Café Eden waren wieder bestens.
Die einzelnen Vorträge, Workshops und Exkursionen
Trichinenerkennung mit praktischen Übungen
Den Auftakt im diesjährigen Vortragsprogramm machte Eberhard Raap mit seinem Vortrag zu den Trichinen (Trichinella spiralis). Zu- nächst ging er auf die Lebensweise dieser parasiti- schen Fadenwürmer ein. Eine Besonderheit ist, dass alle Entwicklungsstadien des Wurms in seinem Wirt leben und diesen niemals verlas- sen. Zur erfolgreichen Ver- mehrung ist die Trichine also darauf angewiesen dass ihr neuer Wirt das Fleisch des letzten Wirts zu sich nimmt.
Vor der gesetzlich vorgeschriebenen Einführung der Fleischbeschau gab es häufig befallene Schweine, deren Fleisch auch in den menschlichen Verzehr gelangte und die gefährliche Trichinose auslöste - den Befall mit Trichinella spiralis, die sich auch in unserem Darm und Muskelfleisch gut vermehrt. Die Larvenstadien nisten sich verkapselt an gut durchbluteten Stellen des Muskelfleischs ein und sind so bis zu 30 Jahre lebensfähig. Wird solches Fleisch gegessen, lösen die Verdauungssekrete die Kapsel auf und mobilisieren die Larve, die in den Dünndarm wandert und sich dort in der Darmwand einnistet. Nach mehreren Häutungen sind die Tiere geschlechtsreif und finden ihren Partner im Dünndarm. Das größere Weibchen bringt innerhalb einiger Wochen 1000 bis 1500 lebende Larven zur Welt, diese wandern wieder durch die Darmwand in die Blutgefäße und zu den Muskeln, wo sie sich im dritten Larvenstadium einkapseln und so den Kreis schließen. Darm und Muskeln werden dabei schwer geschädigt, die weitere Entwicklung beim Menschen ist jedoch aus nahe liegenden Gründen unterbrochen - Sackgasse.
Im Muskelfleisch befallener Tiere sind die Kapseln der Trichinella-Larven gut zu erkennen und so führen die immer wieder angepassten Regelungen der Fleischbeschau seit 1862 in Plauen (Sachsen) und seit 1937 in Deutschland insgesamt dazu, dass trichinöses Fleisch nicht mehr in den Verzehr gelangt.
Impressionen von Vortrag und Workshop
Für den praktischen Teil hatte uns Eberhard Raap 40 Jahre alte Celloidinblöcke mit trichinenhaltigem Muskelfleisch mit gebracht, die zunächst auf den zur Verfügung stehenden Mikrotomen geschnitten und dann gefärbt und eingedeckt wurden. Die Schnittdicke betrug dabei rund 25µm, was für zoologische Schnitte recht dick ist, aber einen guten Blick auf die spiralig eingerollte Larve in ihrer Kapsel ermöglicht.
Die Schnitte wurden stufenweise über Isopropanol in Aqua dest. überführt, um dann mit Anthracenblau (0,1g Farbstoff in 100 ml 5%iger Aluminiumsulfat-Lösung, erhitzt und filtriert) gefärbt zu werden. Der Farbstoff zieht dabei nur langsam auf, die Einwirkzeit beträgt mindestens 3 Stunden aber auch 24 Stunden schaden nicht. Eine Überfärbung ist ausgeschlossen und das Anthracenblau färbt das Celloidin nicht an.
Nach der Färbung wird entwässert und die Schnitte können beispielsweise in Euparal eingedeckt werden.
Um auch eine Idee von der Arbeit eines Fleischbeschauers zu bekommen, der mit ungefärbten Quetschpräparaten arbeitet, haben wir auch ungefärbte Schnitte eingedeckt. Eine Auswahl der Bilder finden Sie in der folgenden Galerie.
Ein Blick auf die Präparate
Zum Herunterladen: Eberhard Raaps Skript zu Vortrag und Workshop
Zu seinem Thema hat Eberhard Raap einen kleinen Text mit allen Informationen zur Trichine und zur Präparation der Proben verfasst, der hier herunter geladen werden kann:
Nicht mit auf dem Dörnberg dabei, sondern aus der Hand unseres Mitglieds Anton Berg:
Arbeitsmittel eines Fleischbeschauers: ein großes Trichinenmikroskop aus städtischem Fundus, hergestellt von P. Waechter, Wetzlar. Etwa um 1950.
Workshop Schneiden und Färben
Am Freitag Vormittag war neben Eberhaard Raaps Vortrag auch noch die Bearbeitung von Pflanzenschnitten im freien Workshop angesetzt. Eine gute Sache, hier konnte man sich gegenseitig über die Schulter schauen. Neben klassischen Färbeverfahren wie W3A von Robin Wacker kam auch die von Rolf-Dieter Müller entwickelte
W3Asim II Simultanfärbung auf Basis der Wacker Rezeptur zum Einsatz.
Aber es wurde auch Neuland betreten: ist die Anthracenblau-Lösung auch für die Färbung botanischer Schnitte geeignet? Getestet haben wir an Schnitten von Blättern des Japanischen Pfeilbambus (Pseudosasa japonica, Syn. Arundinaria japonica), die auf dem Handzylindermikrotom in Möhreneinbettung mit Leica Einmalklingen im SHK-Halter erstellt wurden. Die Schnittdicke lag dabei bei 50 µm. Nach der anschließenden Fixierung in AFE wurde wie gewohnt in Aqua dest. überführt und mit der 0,1%igen Anthracenblau-Lösung gefärbt. Den Vergleich bildete eine "konventionelle" Färbung mit W3Asim II. Während diese nach einer Einwirkzeit von rund 7 Minuten ausgespült werden konnte, blieben die Schnitte im zweiten Uhrglas für 24 Stunden im Anthracenblau und konnten so erst am Folgetag über reines Isopropanol entwässert und eingedeckt werden.
Die Ergebnisse der Färbungen finden Sie in der folgenden Galerie.
Japanischer Pfeilbambus in unterschiedlichen Färbungen
Die Beschriftungen in den mikroskopischen Aufnahmen aus der Galerie oben können
hier nachgelesen werden.
Mikrosublimation
Nach der Mittagspause am ersten Tag stand das Thema Mikrosublimation auf dem Programm. Interessant auf- bereitet und vorgetragen von Klaus Herrmann und ebenfalls mit einem prak- tischen Teil, in dem jeder Teilnehmer sein eigenes Sublimationspräparat auf dem Ofen des Referenten oder den von Wolfgang Grigoleit zur Verfügung ge- stellten Geräten selbst herstellen konnte.
Sublimation bezeichnet den direkten Übergang eines Feststoffes in den gasförmigen Aggregatzustand und auch den Vorgang in die andere Richtung, also von gasförmig nach fest, was auch als Resublimation bezeichnet wird. Es gibt erstaunlich viele Substanzen, die bei mehr oder weniger hohen Temperaturen Sublimation zeigen - Menthol sogar schon bei Zimmertemperatur. Dies lässt sich ausnutzen, um beispielsweise sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe aus dem Thallus einer Flechte auf einen Objektträger zu übertragen. Durch Erwärmung der Probe auf einem speziellen kleinen Öfchen mit elektrischer Heizung kann so auf dem darüber liegenden, gekühlten Objektträger ein kristalliner Niederschlag erzeugt werden, der bunt gemischt Kristalle all jener Stoffe enthält, sie per Sublimation aus dem Thallus getrieben wurden.
Am Beispiel der Gelbflechte (Xanthoria parietina) hat Horst-Dieter Döricht den Vorgang
hier auf unserer Webseite bereits beschrieben, eine gute Gelegenheit, sich tiefer einzulesen.
In der folgenden Galerie nun Bilder von und aus dem Vortrag unseres Re- ferenten.
Bilder zur Mikrosublimation
Beobachtung der Zellorganellen in Protozoen mit dem Fluoreszenzmikroskop
Die gezielte Anfärbung bestimmter Strukturen mit Fluoreszenzfarbstoffen und die anschließende Anregung mit Licht der passenden Wellenlänge unter dem Flu- oreszenzmikroskop ermög- licht es uns, Dinge zu sehen, die sonst unsichtbar bleiben würden. So ist es auch bei den Zellorganellen der Protozoen, ein Thema, das uns Thilo Bauer in seinem Vortrag näher gebracht hat. Wählt man die richtigen Farbstofffe in der richtigen, geringen Konzentration, so kann man bestimmte Zellorganellen spezifisch anfärben und deren Aktionen in der lebendigen Protozoe beobachten. Wie Thilo Bauers Vortrag zeigte, ist dies auch mit relativ bescheidenen Mitteln möglich - Life Cell Imaging am Küchentisch.
Wie üblich bei Themen rund um die Fluoreszenz auch hier wieder der Hinweis: nie ungefiltert direkt oder übers Mikroskop in eine Fluoreszenzlichtquelle blicken. Grade Mikroskopiker sind auf gesunde Augen angewiesen.
Ausgehend von ein wenig Theorie zur Fluoreszenz gab der Vortrag einen Überblick über die verschiedenen Fluoreszenzfarbstoffe und deren Verwendung. Auch ein Blick auf die Preise war interessant - natürlich gilt auch hier: je seltener und je reiner, desto teurer.
Um die Zellorganellen eines lebendigen Pantoffeltierchens beobachten zu können, darf der verwendete Farbstoff es natürlich nicht umbringen und auch bei der Beleuchtung mit der Anregungswellenlänge darf es keinen Schaden nehmen. Andererseits muss die Farbstoffkonzentration noch hoch genug sein, um eine für die Beobachtung ausreichende Fluoreszenz zu erzielen. Und um das ganze noch zu erschweren, sind auch die Abklingzeiten der Fluoreszenz zu beachten. Viele Klippen, die es zu umschiffen gilt und zu jeder zeigte unserer Referent den richtigen Kurs auf.
So konnten wir am Ende des Vortrags nicht nur fluoreszierende Pantoffeltierchen im Film betrachten und den Ausführungen zur Funktion der einzelnen Organellen folgen, sondern auch Know How für eigene Experimente mit nehmen.
In der Galerie unten folgen einige Bilder vom Vortrag.
Bilder zu Thilo Bauers Vortrag
Lebendes Paramecium gefärbt mit dem Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin 6G
Der Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin 6G färbt Mitochondrien und das endoplasmatische Reticulum lebender Zellen. Hier abgebildet ist ein Paramecium - das berühmte „Pantoffeltier“. Neben kleinsten Zellorganellen und Nahrungsvakuolen ist das flächig gelb-grün gefärbte "endoplasmatische Reticulum“ (ER) zu erkennen. Das ER ist ein Netz aus Filamenten in der Zelle das Hohlräume in der Zelle umspannt und so eine wabenartige Struktur erkennen lässt. Zeiss AxioLab.A1 FL LED, EC Plan-Neofluar 40x/0,75 Ph2. Fluoreszenzanregung mit 470nm LED. Aufnahme: Thilo Bauer
Exkursion zum Alpenpfad
Dank des schönen Wetters am Freitagabend konnten wir vor dem Abendessen auch wieder eine Runde auf dem Alpenpfad drehen, der zu jeder Jahreszeit überrasch- ende Einblicke in die Pflan- zen- und Tierwelt rund um den Dörnberg bietet und dem Wanderer schöne Einblicke in das Heilerbachtal eröffnet.
Neben zwei Arten aus der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) und einigen sehr großen Hasen-Stäublingen (Lycoperdon urtiforme, manchmal auch Handkea urtiformis) auf den für den Dörnberg typischen Kalk-Magerrasen-Flächen überraschte uns diesmal eine große Gruppe Fledermäuse, die schon in der Luft war, obwohl es noch nicht zu dämmern begonnen hatte.
Nebenbei nutze Manfred Ulitzka die Gelegenheit, uns auf der Suche nach Thripsen den Umgang mit dem Klopfschirm zu zeigen und am Ende der kleinen Wanderung wurden wir mit einem herrlichen Blick auf die Helfensteine belohnt.
Auf dem Alpenpfad
Kristallwachstum
Nach dem Abendessen und somit frisch gestärkt stand der letzte Programmpunkt an: der Freitagabend gehörte Horst Binder mit seinem vertonten Vortrag "Kristallwachstum", der uns mit wunderschönen Aufnahmen zeigte, wie Kristalle aus der Sublimation heraus entstehen, weiter wachsen und dabei erstaunliche Größe und Vielschichtigkeit erreichen. Eine schöne Fortsetzung von Klaus Herrmanns Thema am Nachmittag.
Der Vortrag war so faszinierend, dass niemand an ein Foto gedacht hat, daher hier leider nur trockener Text.
Thripse entdecken, präparieren und fotografieren
Der Samstag startete mit dem Vortrag von Manfred Ulitzka über Thripse, auch Fransenflügler oder Thysanoptera. Zumindest der Getreidethrips ist vielen besser bekannt als Gewittertierchen. Die spannende Darstellung dieser Insekten führte von der reich bebilderten Systematik über Fang und Präparation der Tierchen bis hin zu Anekdoten zu besonderen Funden und Präparaten. Auch so manche vom Referenten neu oder wieder entdeckte Art war dabei und am Ende des Vortrags gab es Gele- genheit, bereits gebleichte und ent- wässerte Getreidethripse (Limothrips ceralium, Haliday 1836) aus einem Vorratsglas von Eberhard Raap einzudecken oder fertige Präparate von Manfred Ulitzka anzuschauen.
Die Ordnung der Fransen- flügler teilt sich in die beiden Unterordnungen der Tubuli- fera und Terebrantia auf, die - so man weibliche Tiere vor sich hat - recht eindeutig zu unterscheiden sind: bei den Tubulifera ist das letzte Segment des Hinterleibs röhrenförmig ausgezogen, während bei den Terebrantia ein kräftiger Legebohrer zu erkennen ist. Ein Hinweis auf die Eiablage der Tiere, die entweder durch anheften an z.B. Pflanzenteile oder durch Einbringen in ein pflanzliches Substrat erfolgt, wozu eben der Legebohrer dient.
Das eigentlich spannende an den Fransenflüglern ist jedoch ihre Fortbewegung in der Luft. Diese erfolgt eher schwimmend als fliegend, ein Tribut an die Physik. Für die sehr kleinen Tiere ist die umgebende Luft ein viskoses (zähes) Medium, die Flügel arbeiten bei Reynoldszahlen von etwa 10 und damit eine Größenordnung oder mehr unter derjenigen großer Insekten. Dies bedingt die besondere Flügelform, die der Name Fransenflügler andeutet: die vier Flügel sind bei allen Arten stäbchenförmig verjüngt und besitzen an den Flügelkanten lange Haare, die im Flug wie die geschlossene Fläche der bekannten Flügel der Hautflügler wirken.
Aber es gibt noch mehr Besonderheiten: bei vielen der rund 5500 in neun Familien organisierten Arten werden signifikant weniger männliche als weibliche Tiere gefunden. Von machen Arten sind sogar nur weniger als 10 männliche Individuen bekannt oder es wurde sogar noch keine gefunden.
Bilder einige Arten aus dem Fundus des Referenten
Aufnahmen vom Getreidethrips aus den auf dem Treffen erstellten Präparaten
Zum Herunterladen: Manfred Ulitzkas Präparationsanleitung für Thripse
Zu seinem Thema hat Manfred Ulitzka einen kleinen Text mit allen Infor- mationen zu Fang und Präparation von Thripsen zusammengestellt; wobei die Anleitung natürlich auch für andere Kleininsekten zu gebrauchen ist. Das Dokument kann im pdf-Format hier heruntergeladen werden:
OLED, organische LEDs
Nach dem Mittagessen wartete der erste Gastvortrag auf uns: Arne Hensel vom Schülerforschungszentrum Nordhessen der Universität Kassel (SFN) berichtete über seine Arbeit an organische LED's in Aluminiumoxid Nanoröhren. Diese basiert auf seiner Jugend Forscht Arbeit mit dem Titel "Cavity – Analyse uniaxialer meso- und nanoporöser Systeme in anodisch oxidiertem Aluminium", für die er dieses Jahr den Themenpreis für die Verknüpfung von Theorie mit chemischer Praxis der Gesellschaft Deutscher Chemiker erhalten hat.
bei der anodischen Oxidation entsteht auf dem Aluminiumsubstrat eine Schicht nach oben geöffneter Nanoröhren aus Aluminiumoxid, die bei ungestörter Entwicklung im Sinne der dichtest möglichen räumlichen Organisation ein regelmäßiges, wabenartiges Muster formen. Durchmesser und Höhe der Röhren lassen sich über die Anodisierungszeit, die Konzentration der verwendeten Lösungen und die angelegte Spannung steuern. Durch mehrere, hintereinander in die Röhren eingebrachte Schichten entsteht ein Teppich von OLEDs, die in den derzeit laufenden Forschungsreihen bereits eine Lebensdauer von um die 20 Minuten erreichen.
Exkursion zum Schülerforschungszentrum Nordhessen
Nach Arne Hensels Vortrag ging es dann gemeinsam nach Kassel zum Gebäude des Schülerforschungszentrums Nord- hessen (SFN). In den 18 Arbeitsbereichen des 650 m² großen Neubaus können Schüler ab der fünften Klasse angeleitet oder eigenverant- wortlich an von ihnen selbst eingebrachten Projekten arbeiten. Das Angebot gliedert sich in den KidsClub für die Klassen 5 und 6, dessen Ziel forschendes Lernen und die Vorbereitung zum freien Forschen ist über den JuniorClub für die Klassenstufen 7 und 8 mit ersten eigenen Forschungsprojekten bis zum ScienceClub ab der 9. Klasse, in dem mehrjährige authentische Forschungsprojekte bearbeitet werden, zu denen auch Analysen zu Kosten und Erfolgsaussichten so wie im Falle eines Scheiterns eine ausführliche Fehlerbetrachtung gehört.
Als Ansprechpartner stehen den Schülern Lehrer aus acht nordhessischen Schulen, Studenten und Wissenschaftler zur Seite, die nach dem Alumni-Prinzip von ehemaligen Teilnehmern unterstützt werden. Dabei können die Projekte auf eine professionelle Grundausstattung mit hochwertigen Geräten, zu denen auch ein Elektronenmikroskop gehört, und eine eigene Werkstatt zurück greifen. Ebenfalls unter dem Dach des SFN befindet sich eine gut ausgerüstete Sternwarte mit diversen Teleskopen, vollformat CCD Kamera und Spektroskop.
Das hessischen Kultusministerium finanziert einen Sockelbetrag und das Gebäude wird von der Stadt Kassel unterhalten. Der restliche Kapitalbedarf muss von Sponsoren erbracht werden, aber ohne die ehrenamtliche Arbeit vieler Berater währe das Konzept nicht tragfähig.
Dabei kann sich die Bilanz des SFN sehen lassen: seit 2004 wurden 120 Jugend forscht und Schüler experimentieren Beiträge betreut. Dabei wurden in der Landeskategorie von Jugend forscht 32 und auf Bundesebene 6 Platzierungen erreicht. Drei Bundessieger aus Jugend forscht kommen vom SFN.
Die Rückfahrt führte uns über das Herkules-Denkmal mit einem sehenswerten Blick über Kassel - und der Gelegenheit zu einer erfrischenden Pause.
Impressionen aus dem SFN
Blattquerschnitte am Beispiel eine Buchenblattes
Nach dem Abendessen - und bei einem Glas Rotwein - stand dann der letzte Programmpunkt für den Samstag an: ein Workshop zur Erstellung von Blattquerschnitten auf dem Handzylinder- oder Kastenmikro- tom. Gearbeitet haben wir mit Blättern einer Rotbuche (Fagus sylvatica) - ein nicht ganz einfaches Präparat, da die Blattspreite selbst bei einem Sonnenblatt mit ca. 170 µm recht dünn ist.
So ein Blatt kann man natürlich nicht freistehend schneiden, es muss gestützt werden. Dazu dient hier ein passend zurecht geschnittenes Stück einer Möhre. Nutzt man den inneren Bereich mit dem Zentralzylinder der Möhre, kann man sich einen kleinen Kniff zu Nutze machen. Der Zylinder besteht aus teilweise sklerifiziertem Gewebe, während das umgebende Parenchym recht weich ist. Den Möhrenblock schneidet man nun so zurecht, dass in der Mitte der Zentralzylinder und außen jeweils noch etwas Mark enthalten ist. Nun teilt man das Stück in der Mitte und lässt es eine Weile stehen. Dabei verdunstet das Wasser aus dem Parenchym stärker als aus dem Zentralzylinder - die Stücke krümmen sich, da der Volumenverlust im Parenchym größer ist. Legt man die beiden Hälften nun umgekehrt zusammen, so dass das Parenchym innen liegt, führt die Krümmung dazu, dass das dazwischen eingelegte Blattstück immer ein wenig geklemmt und somit sicher gehalten wird. Eine bebilderte Beschreibung dieses Vorgehens finden Sie
hier.
Die beiden Möhrenstücke nach ein wenig Trockenzeit
Schön ist die leichte Krümmung der mit dem Zentralzylinder-Teil nach aussen zusammengelegten Möhrenstücke zu sehen, die an der Schnittstelle immer für ein wenig Andruck sorgen und so das eingelegte Blatt perfekt halten.
Die anschließende Färbung und das Eindecken erfolgten nach den bewährten Methoden mit Rolf-Dieter Müllers W3Asim II und Euparal. Wie immer bei solchen Workshops war auch hier mindestens ein gutes Präparat für jeden Teilnehmer garantiert.
Bilder vom präparierten Buchenblatt
Die Beschriftungen in den mikroskopischen Aufnahmen aus der Galerie oben können
hier nachgelesen werden.
Der Knüppel
Am Rande des Workshops zur Erstellung von Blattquerschnitten konnten auch noch die letzten Querschnitte eines siebenjährigen Sprosses des
Chinesischen Blauregens (Wisteria sinensis) gefärbt und eingedeckt werden. Die Schnitte von Bodo Braunstorfinger und deren Präparate hatten schon auf der Kornrade 11 im Frühjahr Aufsehen erregt und fanden reißenden Absatz. Hier eine Makro- aufnahme eines nach W3Asim II gefärbten Schnittes, der ob seines Durch- messers von 21 mm noch gerade so auf einen Objektträger mit Standard- format passt.
Siebenjähriger Spross des Chinesischen Blauregens (Wisteria sinensis) in W3Asim II Färbung. Schnitt von Bodo Braunstorfinger, Makroaufnahme
Die Entwicklung des Wegenetzes rund um den Hohen Dörnberg
Der letzte Programmpunkt am Sonntagmorgen war ein Gastvortrag von Herrn Klaus Fröhlich zur Entwicklung des Wegenetzes rund um den Hohen Dörnberg im Zusammenhang mit der Veränderung der Landschaft durch den Menschen.
Ausgehend von den Wegen zur Römerzeit, die oft ohne je einen Wasserlauf zu queren, über die Wasserscheiden verliefen, verlagerten sich die Wege mit der aufkommenden Landwirtschaft und der Ablösung von Lasttieren durch immer weiter entwickelte Wägen in die durch den Feldbau trocken gelegten Täler. Eine Aussage, die durch viele archäologische Funde, wie zum Beispiel Sandalennägel der römischen Legionäre, belegt werden kann. Aber auch moderne Methoden wie das 3D-Laserscanning der Landschaft (Airborne Laserscanning) werden genutzt und zeigen den Verlauf alter Wege ohne Behinderung durch die Vegetation.
Impressionen vom Treffen
Auch die mit Vorträgen, Workshops und Exkursionen dicht gepackten drei Tage des zweiten Treffens am Dörnberg waren wieder viel zu schnell vorbei. Aber es hat allen Spaß gemacht, was man auch in den folgenden Bildern sehen kann, die am Rande der einzelnen Veranstaltungen entstanden sind.
Dank
Wir danken den beiden Organisatoren Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit, den Referenten sowie dem Team des Zentrum Helfensteine für das gelungene Treffen mit perfekten Rahmenbedingungen, interessanten Vorträgen, Exkursionen und Workshops.
Eins ist klar: wir freuen uns auf Dörnberg III!
Literatur und Links
[ 1] HDDs Mikrowelten
Die Webseite von Horst-Dieter Döricht
[ 2] Mikroskopfreunde-Nordhessen
Die Webseite der Mikroskopfreunde-Nordhessen von Wolfgang Grigoleit
[ 3] Helfenstein-Zentrum
[ 5] Naturpark Habichtswald
Offizielle Webseite des Naturparks Habichtswald
[ 6] Thysanoptera.de
Die Webseite von Dr. Manfred Ulitzka rund um Thripse
[ 7] Arbeitsanleitung Wacker (W3A) Färbung und W3Asim II Färbung
Färbeanleitungen auf der Downloadseite des MKB
[ 8] Schneiden mit dem Handzylindermikrotom
Artikel zum Handzylindermikrotom auf unserer Webseite
[ 9] Schneiden mit dem Haga Kastenmikrotom
Artikel zum Kastenmikrotom auf unserer Webseite
[10] Pflanzenanatomisches Praktikum I
Braune, Leman, Taubert, Spektrum 2007.
[11] Tabelle der Abkürzungen zur Pflanzenanatomie
Jörg Weiß, MKB 2013