Die Rote Zwergseerose (Nymphaea tetragona Sorte)

Bild 1: Zwergseerose Namphaea 'Berthold' im Kübel bei Herrn Nänny
Jörg Weiß, vom 29.08.2023
Die Blätter der Seerosen erhalten ihre Stabilität unter anderem durch Säulen- sklereiden, die senkrecht in den Parenchymen stehen. Der Schweizer Mikrosko- piker Herr Walter Nänny hatte mir im Frühjahr einige fixierte Proben von den Blättern seiner Roten Zwergseerose überlassen, deren Präparate ich hier vorstellen möchte.
Die die Sorten der Rote Zwergseerose (meist auf Nymphaea tetragona zurückzuführen) eignen sich aufgrund ihrer geringen Größe auch für die Haltung in größeren Kübeln oder kleineren Teichen, weswegen sie für den Handel in verschiedenen Sorten gezüchtet wird. Die Pflanze, von der die Proben stammen, wird im Handel als Nymphaea "Nymphaea Berthold (1985)" angeboten.
Seerosen sind sehr attraktive Teichpflanzen, die viele Liebhaber haben, was zu einer aktiven Züchterszene und unzähligen Sorten geführt hat. Die Sorte von Herrn Nänny, hier ursprünglich als Pygmea Rubra bezeichnet, ist nach Auskunft eines Züchters aber die oben genannte Nymphaea "Berthold (1985)". Diese ist wahrscheinlich eine natürliche Mutation und wurde 1985 vom Seerosenzüchter Franz Berthold in einem Beet mit Nymphaea "Froebeli" gefunden (siehe die Beschreibung bei
Teichpflanzen Wiechardt und Staehr).
Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Herrn Walter Nänny für die freundliche Überlassung der Proben.
Artikelinhalt
Zunächst einige Informationen zur Pflanze selbst
Da es sich beim beprobten Exemplar um eine Züchtung handelt, beschreibe ich hier die weißblütige Nymphaea tetragona als eine der Ausgangsarten der gezüchteten Zwergseerosen.
Die Zwerg-Seerose (Nymphaea tetragona) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Seerosen (Nymphaea) aus der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae) in der Ordnung der Seerosenartigen (Nymphaeales).
Sie ist in der borealen Zone weit verbreitet und kommt in Nordeuropa, Nordasien und im Norden Nordamerikas vor. In Ostasien reicht ihre Verbreitung in den Hochlagen der Gebirge weiter südlich. Das Verbreitungsgebiet umfasst Finnland, das nördliche europäische Russland, Sibirien, Japan, Korea, China, Russlands Ferner Osten, Kasachstan, Mongolei, Indien, Myanmar, Alaska und Kanada.
Man findet sie in Teichen, kleinen Seen und ruhig fließenden Bächen.
Diese mehrjährige krautige Zwerg-Seerose lebt mit ihren Rhizomen und Wurzeln ständig unter Wasser, Blattspreiten und Blüten befinden sich auf der Wasseroberfläche. Die untergetauchten Rhizome wachsen aufrecht und unverzweigt. Aus ihnen entspringen die auf der Wasseroberfläche treibenden Blattspreiten an langen Blattstielen. Die schildförmige Blattspreite ist rund bis leicht oval, 5 bis 12 Zentimeter lang und 3,5 bis 9 Zentimeter breit, bis zum Stiel tief herzförmig eingeschnitten; die Blattränder liegen an der Spreitenbasis parallel zueinander.

Bild 2: Blatt und Blüte von Nymphaea tetragona (Wikipedia, Kenpei, CC BY-SA 3.0)
Die an langen Blütenstielen an der Wasseroberfläche liegenden Blüten blühen von Juni bis September. Die leicht duftenden, großen, sternförmigen, zwittrigen Blüten weisen einen Durchmesser von 3 bis 7,5 cm auf. Die Nahtstelle von Kelchblättern und Fruchtknoten ist vierkantig, darauf bezieht sich der wissenschaftliche Name. Jede Pflanze trägt nur eine Blüte.
Die vier freien Kelchblätter sind grün. Die acht bis 17 freien Kronblätter sind weiß, im Zentrum der Blüte rosa gefärbt. Nach innen ist ein fließender Übergang von Kronblättern zu Staubblättern zu beobachten. Die 30 bis 70 Staubblätter sind gelb-orange. Die Staubfäden sind breiter als die Staubbeutel. Die Fruchtblätter sind verwachsen, die Narbe endet in fünf bis acht Narbenlappen.
Die kugeligen Früchte weisen einen Durchmesser von 2 bis 2,5 cm Zentimetern auf. Die glatten, runden Samen messen etwa 2 bis 3 × 1,5 bis 2 Millimeter und sind damit etwa 1,3 bis 1,5 mal länger als breit.
Die reifen Früchte an der Pflanze zerfallen, um die Samen freizulegen. Diese bleiben etwa einen Tag lang schwimmfähig, was die Ausbreitung im Habitat erleichtert. Die Ausbreitung über größere Entfernungen im Wasser erfolgt durch Fische und Wasservögel, die sich gerne von den Samen ernähren.
Im Handel wird auch das Synonym Nymphaea pygmaea (Salisbury) W.T.Aiton benutzt. Dieser Name wird auch für eine Seerose aus dem subtropischen bis tropischen Klima in China, Japan und Vietnam verwendet.
Einige Sorten:
- Nymphaea 'Pygmaea Alba': Blüten rein weiß
- Nymphaea 'Pygmaea Rubra': Blüten karmin-rot.
Wächst gut in kühlerem Klima. Unter dem Namen 'Pygmaea Rubra'
sind zahlreiche kleine Seerosenkreuzungen erhältlich.
Wie 'Helvola' handelt es sich um eine Marliac-Züchtung, die in
der Originalbeschreibung als rosafarben angegeben wird.
- Nymphaea 'Helvola' (Syn.: 'Pygmaea Helvola'):
Die Blüten sind hellgelb. Diese Sorte ist etwas frostempfindlich,
die Blüten öffnen sich nur bei vollem Sonnenschein.

Bild 3 Illustration Seebblumen aus Otto Brunfels' Kräuterbuch, 1532
Kurz zur Präparation
Geschnitten habe ich die fixierten Blattstücke in Möhreneinbettung auf dem Tempelchen (Zylindermikrotom im Halter als Tischmikrotom) mit Leica Einmalklingen 818 im SHK Halter.
Die Schnittdicke beträgt je ca. 50µm.
Anschließend habe ich einige Aufnahmen von den fixierten, ungefärbten Schnitten gemacht.
Die Färbung ist W3Asim I nach Rolf-Dieter Müller. Gefärbt habe ich mit dem Farbgemisch für ca. 8 Minuten mit einmaligem leichten Erwärmen.
Anschließend habe ich wieder gut mit Aqua dest. gespült und für ca. 24 Stunden mit mehrmaligem Wechsel des Wassers sanft differenziert.
Eingedeckt wurden die Schnitte nach gründlichem Entwässern mit reinem Isopropanol wie immer in Euparal.
Und zur verwendeten Technik
Die Aufnahmen sind auf dem Leica DMLS mit dem NPlan 5x sowie den PlanApos 10x, 20x und 40x entstanden. Die Kamera ist eine Panasonic GX7, die am Trinotubus des Mikroskops ohne Zwischenoptik direkt adaptiert ist. Die Steuerung der Kamera erfolgt durch einen elektronischen Fernauslöser. Die notwendigen Einstellungen zur Verschlusszeit und den Weißabgleich führe ich vor den Aufnahmeserien direkt an der Kamera durch. Der Vorschub erfolgt manuell anhand der Skala am Feintrieb des DMLS.
Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.08 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.
Und nun zu den Schnitten
Schauen wir uns zunächst den Blattquerschnitt in der Übersicht an. Die zwar fixierten, aber ungefärbten Schnitte zeigen schon viele Details und auch die Sklereiden, Da lohnt es sich natürlich auch, den Polfilter einzuschieben, während die Wackerfärbung hier nur sehr wenig bringt, da es kaum verholzte Pflanzenteile gibt.
Bilder 4a-f: Blattquerschnitt in der Übersicht
Von der Oberseite zur Unterseite gibt es in den Schnitten folgendes zu sehen:
- Cuticula (Cu, ganz dünn) und Epidermis (Ep)
- darin eingebettet die oben liegenden Stomata (St)
- mehrreihiges Assimilationsparenchym (AP) mit Säulensklereiden (SS) und substomatären Interzellularräumen (sIZR)
- geschlossene Leitbündel ohne Cambium mit Xylem (Xl) und Phloem (Pl) und Nebenleitbündel (NBL) zwischen Assimilations- und Schwammparenchym
- sehr lockeres Schwammparenchym (SP), mit Astrosklereiden (AS) und Ausläufern der Säulensklereiden (SS)
- und wieder Epidermis (Ep) und Cuticula (Cu)
- Die Zellen des Schwammparenchyms und vor allem die Sklereiden sind mit rautenförmigen Calciumoxalatkristallen geradezu übersäht.
Schauen wir uns die einzelnen Details noch einmal in höherer Vergrößerung an:
Bilder 5a-e: Parenchyme und Leitbündel im Detail
Auffällig sind vor allem die auf der Blattoberseite liegenden Spaltöffnungen, bei denen wir gleich noch einmal genauer hin schauen:
Bilder 6a-d: Spaltöffnungen an der Blattoberseite
Im Schwammparenchym finden sich viele Astrosklereiden:
Bilder 7a-d: Astrosklereiden im Schwammparenchym
Die schon angesprochenen Säulensklereiden liegen jedoch zum großen Teil im Assimilationsparenchym, nur ihre wurzelartigen Ausläufer ragen inns Schwammparenchym hinein:
Bilder 8a-d: Säulensklereiden im Assimilationsparenchym
Sowohl die Säulensklereiden im Assimilationsparenchym als auch die Astrosklereiden im Schwammparenchym tragen wesentlich zur Stabilisierung des Schwimmblattes der Seerose bei, insbesondere, da es ausser in den Leitbündeln keine verholzten Zellen oder Sklerenchyme gibt.
Auffällig ist das sehr "lockere" Schwammparenchym mit seinen großen Interzellularen, das die Schwimmfähigkeit der Blätter erhöht.
Ebenfalls auffällig: Insbesondere die Sklereiden, aber auch die Zellen des Schwammparenchyms sind mit unzähligen kleinen und rautenförmigen Calciumoxalatkristallen bedeckt. Dazu findet man in Esaus Pflenzenanatomie S. 55 [6]: "... hat man Calciumoxalatkristalle ... nachgewiesen ... bei Nymphaea und Nuphar zwischen Primär- und Sekundärwänden der Astrosklereiden (Arnott & Pautard, 1970; Kuo-Huang, 1990)."
Literatur und Links
[1] Mikroskopisch-botanisches Praktikum
Gerhard Wanner
, Thieme, 2. Auflage 2010
[2] Pflanzenanatomie
Katherine Esau, Gustav Fischer Verlag, 1969
[3] Botanische Schnitte mit dem Zylindermikrotom
Jörg Weiß, MBK 2011
[4] Botanische Färbungen im Vergleich
Jörg Weiß, MKB 2019
[5] Tabelle der Abkürzungen zur Pflanzenanatomie
Jörg Weiß, MKB 2013
[6] Esaus Pflanzenanatomie
Ray F. Evert
de Gruyter, 2009
S. 55 Calciumoxalatdrusen
S. 181 ff Sklereiden
[7] Anatomy of the Dicotyledons
Metcalfe and Chalk, Oxford Press 1950
Vol. I, S. 67 ff Nymphaeaceae
[8] Nymphaea tetragona in der Englischen Wikipedia
Zuletzt Abgerufen am 30.08.2023
Bildquellen
- Bild 1: Die Probepflanze
Aufnahme von Walter Nänny
- Bild 2: Blatt und Blüte von Nymphaea tetragona
Aufnahme von Kenpei, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)
- Bild 3: Illustration Seeblumen
aus Otto Brunfels' Kräuterbuch, 1532, gemeinfrei
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