Einfache Dauerpräparate von Pflanzenhaaren
Bild 1: Sternhaare an der Blattunterseite einer Deutzie
Bonn, den 19.07.2018
Pflanzenhaare (Trichome) sind faszinierende Struk- turen, die verschiedene Aufgaben übernehmen kön- nen und manigfaltige For- men haben. Da finden wir die Brennhaare der Brenn- nessel, die Schuppenhaare der Ölweide als Lichtschutz bis hin zu den Drüsen- haaren mit ihren äther- ischen Ölen beispielsweise bei Thymian und Lavendel. Oft lassen sich diese Trichome leicht vom Pflanzenkörper lösen und dann ergibt sich eine einfache Gelegenheit, schöne Dauerpräparate gerade auch für die Betrachtung im Polarisationskontrast anzufertigen.
Die Grundsätze der Methode, die ich zum Juli-Treffen des MKB gezeigt habe, wurden im Sommer des vergangenen Jahres vom User Heiko im Mikroforum vorgestellt. Hier geht es zu seinem Beitrag
Depilation mit dem Klebestreifen.
Ziel unseres Abends im Juli war es, von den mitgebrachten Pflanzenproben Dauerpräparate der Pflanzenhaare zu erstellen. Wie das geht und wie das später unter dem Mikroskop ausschaut, möchte ich hier darstellen.
Bild 2: Auf der Blattoberseite der Blätter der Silber-Ölweide (Elaeagnus commutata) lassen sich die Schuppenhaare mit dem blossen Auge erkennen.
Die Schuppenhaare der Silber-Ölweide (Elaeagnus commutata) sind der Klassiker solcher Präparationen. Manch einer erinnert sich noch an die mit "Scaly Hairs" beschrifteten Präparate, die in den 80er Jahren den Kaufhausmikroskopen bei lagen. Oben sehen wir die Blattoberseite eines Blattes der Pflanze, die einzelnen Haare sind vor dem dunklen Hintergrund der Blattoberfläche gut zu erkennen.
Bild 3: Hier die Blattunterseite der Blätter aus Bild 1: die Haare stehen so dicht, dass sie eine scheinbar silberne, reflektierende Fläche bilden.
Die im Gegensatz zur Blattoberseite sehr dicht mit schuppenhaaren besetzte Blattunterseite eignet sich sehr gut für unsere Präparation. Besonders bei den jungen Blättern hat sich hier noch nicht zuviel Debris an den Haaren gefangen, was sauberere Präparate ermöglicht.
Andererseits kann gerade die Sammlung unterschiedlichster kleiner Objekte an den Unterseiten alter Blätter interessant sein. Man findet von Konidien über Pollen bis hin zu Häutungsresten von Insekten alles mögliche - und natürlich auch jede Menge "Staub".
Zur Präparation
Die Präparation mit dem Klebestreifen ist ganz einfach. Benötigt werden neben dem Klebeband (z.B. hat sich das Crystal Tape von Scotch als geeignet erwiesen, da es keine unerwünschten Reaktionen mit dem zum Eindecken verwendeten Euparal zeigt) natürlich Objektträger und Deckgläser sowie Isopropanol und Euparal zum Eindecken. An Werkzeug wird eine feine Schere sowie möglichst zwei Spitzpinzetten sowie eine Flachpinzette gebraucht.
Damit geht es dann zu Werk: zuerst legen wir ein Stück des Klebestreifens auf die gewünschte Blattseite und drücken ihn gut an. Dann ziehen wir ihn vorsichtig wieder ab. Ist alles gut gegangen, finden sich die abgelösten Pflanzenhaare mehr oder weniger dicht auf der klebenden Seite des Streifens. Ggf. muss die Aktion mit etwas mehr Druck wiederholt werden.
Anschließend schneiden wir mit der Schere ein kleines Stück aus dem Klebestreifen heraus. Dieses sollte etwa 5 * 5 Millimeter groß sein und gut unter das Deckglas passen. Das ganze ist etwas fummelig, da wir natürlich aufpassen müssen, dass der Klebestreifen nirgends festklebt. Am besten schneiden wir frei in der Luft, indem wir den Streifen mit einer spitzen Pinzette halten. Mit der zweiten können wir dann das heraus getrennte Stückchen aufnehmen. Praktischerweise bleibt es an der Spitze der Pinzette kleben, so dass wir beide Teile zur Seite legen können.
Nun geben wir einen kleinen Tropfen Euparal auf den gereinigten Objektträger und legen unser vorbereitetes Klebestreifenstück vorsichtig mit der nicht klebenden Seite nach unten auf. Dabei müssen wir natürlich darauf achten, dass sich keine Luftblasen bilden. Um nun das Klebeband von der Pinzette zu lösen, drücken wir es mit der Spitze der zweiten Pinzette an der gegenüberliegenden Ecke an und ziehen die erste ab. Oft ist der Streifen recht anhänglich, sodass wir das Ganze wiederholen müssen. Das herumfließende Euparal löst den Kleber an und hilft dann meistens, beide Pinzetten zu lösen.
Nun geben wir einen sehr kleinen Tropfen Isopropanol auf die oben liegende Klebeseite mit den Trichomen. Dieser benetzt die Haare und die Klebeschicht und sorgt dafür, dass sich insbesondere an den Haaren weniger Blasen bilden. Im Anschluss tropfen wir sofort wieder Euparal auf. Da unser Präparat ziemlich dick ist, darf hier nicht gespart werden.
Mit Hilfe der Flachpinzette legen wir nun wie gewohnt das Deckglas auf. Luftbläßchen lassen sich dabei nie ganz vermeiden, aber diese verschwinden recht schnell mit dem Aushärten des Euparals.
Bild 4: Ein fertiges Präparat
Der erste Blick durch das Mikroskop ist wegen der meist vorhandenen Luftblasen und der Textur des Klebefilms meist etwas enttäuschend. Beide Probleme geben sich aber mit dem Aushärten des Euparals, was je nach Lagerung bis zu 6 Monaten dauern kann.
Bei der Vorbereitung des Abends habe ich mir noch einmal meine Präparate aus dem Sommer 2017 angesehen: keine Blasen und der Klebefilm hat sich komplett mit den Euparal verbunden. Lediglich um die Auflagepunkte der Haare verbleiben einige Inseln, die nicht komplett gelöst wurden.
Und was gibt es nun zu sehen?
Pflanzenhaare sind in der Regel doppelbrechend und das Klebeband wirkt wie ein Hilfsobjekt, unsere Präparate zeigen sich also von der besten Seite, wenn sie im Polarisationskontrast betrachtet werden. Je nach Stellung der Polfilter zueinander ergibt sich dabei ein schönes Farbenspiel, das mit weiteren Hilfsobjekten, wie z.B. einem zusätzlichen zirkularen Polfilter oder einfach einem Stück CD-Hülle noch intensiviert werden kann. Das ganze hat natürlich keinen wissenschaftlichen Hintergrund, ist aber ein echter Hingucker.
In den folgenden Galerien schauen wir uns die Schuppenhaare der Silber-Ölweide zunächst im Hellfeld und dann im Polarisationskontrast an.
Schuppenhaare der Silber-Ölweide im Hellfeld
Schuppenhaare der Silber-Ölweide im Polarisationskontrast
Mehr Haare
Eine der mitgebrachten Proben bestand aus Blättern einer nicht näher bestimmten Deutzie (Deutzia spec.). Diese tragen an der Blattunterseite dicht an dicht sitzende Sternhaare, die verkieselt sind und feine Stacheln oder Noppen tragen. leider lösen sich die Haare nicht so gut vom Gewebe, hier muss man also viel Druck anwenden. Aber das Ergebnies lohnt sich - genau wie der Blick auf die Blattunterseite des frischen Blattes im Auflicht. In der folgenden Galerie nun einige Eindrücke von den Trichomen der Deutzie.
Sternhaare bei der Deutzie
Und noch ein Wenig vom Lavendel
Ich hoffe, der Abend hat unseren Kolleginnen und Kollegen genaus so viel Freude gemacht wie mir und jedem eine ordentliche Ausbeute an Präparaten eingebracht.