Schuppen des Europ. Wolfsbarschs (Dicentrarchus labrax)

Bild 1: Junger Europäischer Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax), Hans Hillewaert, CC BY-SA 4.0
Jörg Weiß, vom 30.05.2025
Anfang Mai hatten wir einen Kochkurs zur mediterranen Küche in Bonn und in einem der Gänge gab es Euro- päischen Wolfsbarsch (Di- centrarchus labrax), der das Pech hat, ziemlich lecker zu sein.
Wie es sich für einen Kochkurs gehört, waren die Fische "grün", mussten also von Grund auf zubereitet werden. Das fängt mit dem Entschuppen an und als Mikroskopiker konnte ich mir die Gelegenheit, einige Schuppen der Optik zuzuführen, natürlich nicht entgehen lassen.
Wie bei meinen botanischen Beiträgen auch, zunächst einige Informationen zum Fisch selbst.
Artikelinhalt
Zum Europäischen Wolfsbarsch
Der Europäische Wolfsbarsch oder auch Seebarsch (Dicentrarchus labrax) ist ein Fisch aus der Familie der Wolfsbarsche (Moronidae) in der Ordnung der Doktorfischartigen (Acanthuriformes).
Die räuberischen und nachtaktiven Tiere kommen im Ostatlantik von Marokko bis Norwegen vor, leben aber auch im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Am häufigsten findet man sie in den Gewässern um die Britischen Inseln, vor allem in der Nordsee. Sie leben in einer Wassertiefe von 10 bis 100 Metern, schwimmen und jagen aber bis ins knietiefe Wasser. Man findet sie während der Sommermonate manchmal auch im Brackwasser von Flussmündungen. In den kalten Jahreszeiten schwimmen sie abseits der Küsten in tiefem Wasser.
Sie ernähren sich hauptsächlich von verschiedene Weichtiere, Krebstiere und kleineren Fische.
Die Fische erreichen eine maximale Körperlänge von etwa einem Meter und ein Gewicht von ca. 12 Kilogramm. Der Rücken des langgestreckten Körpers ist dunkelgrau, die Färbung wird an den Seiten zunehmend heller, der Bauch ist fast weiß. Die dunkle Seitenlinie ist gut erkennbar.
Die erste Rückensprosse hat meist 7 in Stacheln endende Strahlen und ist grau silbern gefärbt, die zweite, kleinere Rückenflosse ist dunkelgrau bis schwarz, was auch für die kräftige Schwanzflosse gilt.
Die Brust-, Bauch- und Afterflossen sind recht klein und weisslichgrau.
Die Paarung findet von Januar bis März statt. Die Larven schlüpfen aus den von den Weibchen abgelegten Eiern bereits nach ca. drei Tagen. Jungtiere leben in Schwärmen, mit zunehmendem Alter verlieren sie aber ihre Geselligkeit.

Bild 2: Die drei Fische aus unserem Kochkurs
In der römischen Antike war der Europäische Wolfsbarsch ein beliebter Speisefisch. In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde er mit geringem Erfolg in Süßwasserseen und Flüssen ausgesetzt. Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gehörte er zu den verbreitetsten Fischen in den küstennahen Brackwasserbecken.
Auch heute wird der Europäische Wolfsbarsch wieder in Aquakulturen gezüchtet. Der Fisch wird auch als Branzino oder (in Süditalien) als Spigola (italienisch), Brancin (kroatisch), Robalo (portugiesisch), Lubina (spanisch) und im Französischen als Bar commun oder Loup bezeichnet. In der Küchensprache wird er im deutschen Sprachraum auch Loup de mer genannt, was im Französischen jedoch den Gefleckten Seewolf und den Gestreiften Seewolf bzw. die Familie der Seewölfe bezeichnet.
Das zukünftige Überleben des Europäischen Wolfsbarsches ist im Rahmen der Klimakrise durch den damit verbundenen erhöhten CO2-Gehalt im Meereswasser beeinträchtigt, da dieser eine veränderte Reaktion auf sensorische Signale hervorruft. Untersuchungen zeigen, dass Europäische Wolfsbarsche, die erhöhten CO2-Werten (ca. 1.000 µatm) ausgesetzt sind, sich im Vergleich zu derzeitigen CO2-Werten (ca. 400 µatm), bis zu 42 % näher an einer Geruchsquelle befinden müssen, um sie mit ihrem olfaktorischen System aufspüren zu können. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit zur Entdeckung von Futter oder Raubtieren und damit ihre Überlebensfähigkeit.
Kurz zur Präparation
Die Schuppen habe ich zunächst mit Ethanol 30% abgewaschen (vorsichtig zwischen den Fingern reiben ...), um den anhaftenden Schleim zu entfernen. Anschließend habe ich Aufnahmen von den frischen Schuppen gemacht.
Danach wurden die Schuppen für mehrere Stunden in AFE fixiert und anschließend stufenweise in Aqua dest. überführt.
Die Färbung ist W3Asim I nach Rolf-Dieter Müller. Wie bei botanischem Material habe ich für ca. 8 Minuten mit einmaligem vorsichtigem Erwärmen gefärbt. Achtung, die Schuppen dürfen nur erwärmt werden, da sie sich bei hoher Hitze verformen und unter dem Deckglas kaum noch zu bändigen sind.
Eingedeckt wurden die Schuppen nach gründlichem Entwässern mit reinem Isopropanol in Euparal. Zur Stabilisierung dienten dabei kleine Montageklammern, da die Schuppen ohne diese aufgrund ihrer dreidimensionalen Form das Deckglas hoch drücken und die Präparate somit Luft ziehen würden.
Und zur verwendeten Technik
Die Aufnahmen sind auf dem Leica DMLS mit den PlanApos 10x, 20x und 40x entstanden. Die Kamera ist eine Panasonic GX7, die am Trinotubus des Mikroskops ohne Zwischenoptik direkt adaptiert ist. Die Steuerung der Kamera erfolgt durch einen elektronischen Fernauslöser. Die notwendigen Einstellungen zur Verschlusszeit und den Weißabgleich führe ich vor den Aufnahmeserien direkt an der Kamera durch. Der Vorschub erfolgt manuell anhand der Skala am Feintrieb des DMLS.
Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 Build T2023-06-11-1120 (64Bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.
Nun zu den Schuppen!
Die Schuppen sind auf dem Rücken und an der Seite größer als am Bauch. Sie erreichen bei den von uns verarbeiteten etwa 45 cm langen Fischen einen Durchmesser von etwa 7 mm. Am hinteren Rand sind sie gezackt und in der Fläche weisen sie ein Rippelmuster auf. Die Färbung entsteht nicht durch vollflächigen Farbeinschluss, sondern durch mehr oder weniger eng aneinanderliegende sternförmige Farbstrukturen, die braunschwarz bis schwarz gefärbt sind.
Bilder 3a-d: Schuppen des Europäischen Wolfsbarschs im Hellfeld
Bilder 4a-c: Schuppen des Europäischen Wolfsbarschs im Polarisationskontrast
Der gezackte Hinterrand ist nicht verhornt und schlägt sich beim Färben - sicherlich auch durch das Erwärmen - ein. Sicherlich dient er, wie die Rippeln auf der Oberfläche der Schuppen, dazu, eine möglicst laminare Strömung am Fischkörper zu erhalten und somit über den geringeren Wasserwiederstand den Kraftaufwand beim Schwimmen zu minimieren.
Bilder 5a-f: Schuppen des Europäischen Wolfsbarschs in W3Asim I Färbung
Literatur und Links
Bildquellen
- Bild 1: Junger Wolfsbarsch aus Wikipedia, Hans Hillewaert, CC BY-SA 4.0
- Alle anderen Aufnahmen vom Autor des Artikels
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