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Dörnberg IV
Helfensteine, vom 25. bis 28.08.2016
Mittlerweile schon fast traditionell laden Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit im August zum Mikroskopiker-Treffen an den Helfensteinen ein. Am letzten Augustwochenende war es also wieder so weit und über 20 Kolleginnen und Kollegen versammelten sich zum "Dörnberg IV" im Tagungshaus der Gemeinschaft Lebensbogen an den Helfensteinen.
Wie schon in den vergangenen Jahren gab es am Donnerstag Abend nach dem Aufbauen den ersten Vortrag. Den Organisatoren war es wieder gelungen, ein attraktives Programm mit 11 Vorträgen, Workshops und Aktionen zusammen zu stellen, bei dem der Schwerpunkt diesmal bei den Pilzen und der Fluoreszenzmikroskopie lag. Aber es gab natürlich auch viele Beiträge aus anderen Fachbereichen, wie der mikroskopischen Technik, der Botanik und der Geologie.
Ebenfalls zum guten Ton bei den Dörnberg Treffen gehören Fachvorträge, die nicht aus den eigenen Reihen bestritten werden. Und so war diesmal Herr Prof. Ewald Langer vom Institut für Biologie der Universität Kassel mit dem Thema Pilze - unbekannte Wesen mit erstaunlicher Mikroanatomie und Ilian Eilmes vom Schülerforschungszentrum Nordhessen in Kassel (SFN Kassel) mit einem Kurzvortrag über die Größe und Leuchtkraft von Objekten im Universum zu Gast.
Alles in allem ein tolles Programm mit hervorragenden Referenten, das Lust auf weitere Treffen im Schatten der Helfensteine macht.
Goniometer von R. Fuess Berlin in einer Technische Zeichnung aus der Encyclopaedia Britannika, 1911, gemeinfrei
Den Anfang machte am Donnerstag Abend Dr. Olaf Medenbach mit seinem Vor- trag über das Goniometer in der Kristallographie.
Goniometer bedeutet zu- nächst einfach Winkel- messer aus dem Griechi- schen von "gonion" Winkel und "metron" Maß, Messwerkzeug. In seiner einfachsten Form als Anle- gegoniometer wurde es bereits um 1780 vom französischen Kristallogra- phen Jean-Baptiste Romé de L’Isle und seinem Assistenten Carangeot ver- wendet. Mit den zunächst einfachen und dann später immer ausgefeilteren Geräten wurde der Winkel zwischen den Flächen eines Kristalls ermittelt. Schon sehr früh erkannte man, dass immer nur bestimmte Winkelmaße oder deren Vielfache auftreten und teile Kritalle anhand der auftretenden Winkel in 32 verschiedene Klassen in 7 Systemen ein. Anhand dieser Beobachtungen entwickelte sich die Idee, dass Kristalle aus immer gleichen Teilchen zusammengesetzt sind, die sich aufgrund ihrer Form nur in bestimmte Anordnungen bringen lassen und somit makroskopisch zu den gemessenen Winkeln führen.
1809 entwickelte Wollaston das Reflexionsgoniometer, das mit Hilfe eines an den Kristallflächen reflektierten Lichtstrahls Winkelmessungen mit sehr großer Genauigkeit ermöglicht. Nun konnten auch kleinere Kristale sehr exakt vermessen werden. Das Reflexionsgoniometer besitzt einen Drehtisch mit einem auf seiner Drehachse angebrachten Probentischchens. Auf diesem wird der zu vermessende Kristall mit Wachs so befestigt, dass er mit den Flächenkanten, deren Winkel gemessen werden sollen, aufrecht steht. Auf sie wird mit Hilfe eines Beleuchtungsfernrohrs (als Kollimator) ein schmales paralleles Lichtbündel gelenkt. In einer bestimmten Drehlage wird nun eine Fläche so liegen, dass sie diesen Strahl genau in das Fadenkreuz eines senkrecht zum Kollimator angebrachten Beobachtungsfernrohres reflektiert. Die Stellung des Drehtisches wird mit Hilfe eines angebrachten Nonius abgelesen. Nun wird der Tisch gedreht, bis die benachbarte Fläche die Lage der ersten einnimmt und im Fadenkreuz aufblitzt. Der jetzt ablesbare Winkelunterschied ist gleich dem Komplement des wirklichen Kristallwinkels (zu 180°), in der Literatur wird aber oft einfachheitshalber der gemessene Winkel angegeben. Bei Drehung um 360° erhält man so alle Winkel einer Kristallzone. Um das aufwändige Neuaufkitten mit der dann wieder nötigen Zentrierung zu vermeiden, wurden später Reflexionsgoniometer mit mehreren Messebenen (2-Kreis oder 3-Kreis Goniometerbenutzt, Theodolitgoniometer) gebaut.
Goniometer gehörten bis zum Aufkommen der Röntgenstrukturanalyse (Max von Laue, 1912, mit den theoretischen Grundlagen, erstes Instrument von W.H. und W.L und Bragg) zu den wichtigsten Messgeräten in der Kristallographie.
Dr. Horst Wörmann - Geldscheine unter dem Mikroskop
Mikroschrift im Stern auf einem 5 Euro Schein, die Schriftgröße beträgt 0,2 mm.
Am Freitag ging es dann mit Vortrag und Vorführungen zu den Sicherheitsmerk- malen auf den Euro-Geld- scheinen von Dr. Horst Wör- mann weiter.
Von den rund 15 im Vortrag vorgestellten Sicherheits- elementen der Euro-Bank- noten seien hier zwei exemplarisch herausgegrif- fen: der matt glänzende Iri- odinstreifen auf der Rück- seite der Banknoten, und die "Smaragdzahl" mit dem Kippeffekt auf der Vorderseite.
Das erste Bild der folgenden kleinen Galerie zeigt den Iriodinstreifen im polarisierten Auflicht. Man erkennt im polarisierten Licht bunt erscheinende Partikel, bei denen es sich um aus mit Titandioxid beschichtete Glimmerplättchen handelt. Diese sind parallel zur Papieroberfläche übereinander geschichtet. Durch Beschichtung und Lagerung entsteht durch Interferenzeffekte und Brechung ein perlmuttartiger, silbriger Glanz. Derartige "Perlglanzpigmente" sind weit verbreitet, sie werden von Merck unter der Bezeichung "Iriodin" vertrieben und werden beispielsweise in Kosmetika (Bild 2 in der Galerie), Automobillacken und Druckfarben eingesetzt.
Bei genauem Hinsehen entdeckt man im Iriodinstreifen kleine Partikel mit abweichender Kristallform. Bei Auflichtfluoreszenz mit 365-nm-Anregung fluoreszieren diese Partikel rot. Dies zeigt das dritte Bild der Galerie in einem animierten GIF bei verschiedenen Kontrastverfahren. Aufgrund dieser Partikel schimmert der Iriodinstreifen unter der UV-Banknotenprüflampe leicht rötlich. Das letzte Bild in der Galerie zeigt den Streifen auf der Rückseite der 20-Euro-Note in einer Makroaufnahme.
Die Irioditschicht
Schauen wir uns nun noch einmal die Smaragdzahl genauer an. Im Auflicht erkennt man größere, flache Pigmentplättchen, deren Farbe je nach Lage von blau nach gelbgrün wechselt (Farbflop). Beim Abfahren der Smaragdziffer erschließt sich die Entstehung des Kippeffekts: die Pigmentplättchen sind orientiert eingeregelt, d.h. über die Länge der Ziffer wechselt die Lage von flach zu schräg gestellt; daher kommen beim Kippen unterschiedliche Bereiche in Reflektionsstellung. Wegen des "Farbflops" scheint beim Kippen der Banknote ein Streifen wechselnder Farbe über die Ziffer zu laufen. Erzeugt wird der Effekt, indem beim Druck ein Magnetfeld angelegt wird. Die Pigmentteilchen sind magnetisch und richten sich entlang der Feldlinien aus. Das Bindemittel wird einer UV-Härtung unterzogen bevor das Feld abgeschaltet wird und die Lage der Pigmente so fixiert. In der folgenden Galerie nun eine Makroaufnahme vom 20-Euro-Schein und das mikro- skopische Bild.
Die Smaragtzahl
Nun folgen noch eine Makroaufnahme der Hologramme auf dem "20er" sowie ein "Omron-Ring" in der 365-nm-Auflichtfluoreszenz. Dieser ist Teil eines Kopierschutzverfahrens.
Weitere Merkmale
Zwischenzeitlich hat Herr Dr. Wörmann seinen Vortrag erweitert und zu einem Artikel aufbereitet, den sie in der Bibliothek Weitere Themen unter dem Titel Mikroskopische Streifzüge auf Banknoten auf unserer Webseite finden. Er steht auch als PDF-File zum Herunterladen bereit.
Vorbereitend zur Färbung erfolgt eine Hydrolyse mit Schwefelsäure
Der Freitagnachmittag stand dann ganz im Zeichen der Pilze. Den Anfang machte Michaell Kallmeyer mit sei- nem Vortrag und Übungen zum Thema Pilze unter dem Mikroskop. Hier ging es vor allem darum, in einem mit Eisen-Acetokarmin gefärb- ten Quetschpräparat die Basidien und in diesen die siderophilen Granula sicht- bar zu machen. Dazu wur- den eine Reihe kleiner Stückchen von den Lamel- len eines Täublings (Russula spec.), die schon fixiert vor lagen, mit Schwefelsäure hydolisiert, mit Eisenchlorid gebeizt und anschließend Acetokarmin gefärbt. Im daraus erstellten Quetschpräparat sind die Basidien mit unterschiedlichen Zellteilungsphasen wie auch reifen Sporen gut zu erkennen.
Eine Arbeitsanleitung basierend auf den Angaben in Heinz Clemencons Buch "Methods for Working with Macrofungi" kann am Ende des Artikels herunter geladen werden [5].
Methods for Working with Macrofungi von Heinz Clemencon
Eindrücke von der Präparation
Basidien aus dem fertigen Präparat unter dem Mikroskop
Prof. Ewald Langer - Pilze: unbekannte Wesen mit erstaunlicher Mikroanatomie
Herr Prof. Ewald Langer von der Universität Kassel
Prof. Ewald Langer von der Universität Kassel ging in seinem Vortrag "Pilze: Unbekannte Wesen mit erstaunlicher Mikroanato- mie" auf die sehr verschie- denartigen Fruchtkörper der Pilze ein und zeigte anhand mannigfaltiger Beispiele aus seinem Fachgebiet der Nichtblätterpilze die interes- sante Anatomie dieser Lebensform, die neben den Pflanzen und Tieren in einem eigenen Reich geordnet sind. Dabei kamen auch die einfache Erstellung von Schnittpräparaten sowie die ökologische Bedeutung der Pilze nicht zu kurz.
Der Schwerpunkt lag jedoch bei den unterschiedlichen Zelltypen in den Fruchtschichten (Hymenien) unterschiedlicher Pilzarten und der Systematik der Pilze, die anhand der Weiterentwicklung der biologischen Methodik verschiedene Anpassungen erfahren Auch der Vortrag von Herrn Langer steht am Ende des Artikels zum Download bereit [6]. Er enthält gut aufbereitet eine Menge Fachwissen über die Anatomie der Hymenien und die notwendigen Präparationstechniken, um sich diese Welt zu erschließen.
Nach dem Abendessen gab es dann wieder den tradi- tionellen "Schnippelkurs". Diesmal konnten die Teilnehmer anhand bereits fixierten Probenstücken vom Fiederblättchen des Karton-Palmfarns die grundlegen- den Techniken der Erstel- lung botanischer Dauerprä- parate nachvollziehen.
Nach dem Schnitt auf dem Handzylindermikrotom oder einem Kastenmikrotom er- folgte die Färbung nach dem bekannten W3Asim II Verfahren von Rolf-Dieter Müller. Anschließend wurde nach gründlicher Entwässerung in Euparal eingedeckt.
Auch der Chinesischen Blauregen (Wisteria sinensis) war noch einmal mit dabei. Wolfgang Griegoleit hatte noch einige Schnitte von einem ca. 21 mm durchmessenden Sprossstück, die Bodo Braunstrorfinger im Jahr 2014 erstellt hatte. Diese großen Querschnitte eignen sich zu besonders eindrucksvollen Präparaten und wurden auf die selbe Weise behandelt wie die frisch erstellten Schnitte vom Fiederblatt des Karton-Palmfarns.
Zu den angewendeten Verfahren gibt es auf unserer Webseite viele Beschreibungen und Anleitungen zum Herunterladen. Die wichtigsten und auch einige Bücher zur Pflanzenanatomie sind in der Literaturliste am Ende des Artikels verlinkt: [7], [8], [9], [10] & [11].
Wer mehr zum Karton-Palmfarn (Zamia furfuracea) erfahren möchte, wird ebenfalls fündig: eine Beschreibung mit vielen mikroskopischen Aufnahmen finden Sie in der Bibliothek Botanik hier auf unserer Webseite.
Bilder von den Präparaten aus dem Kurs
Schon beim letzten Jahr mit dabei aber immer noch eindrucksvoll:
Querschnitt durch den Spross eines Chinesischen Blauregens, Durchmesser 21 mm. Schnitt von Bodo Braunstrorfinger.
Dipl. Phys. Thilo Bauer - Fluoreszenzmikroskopie an Mitochondrien
Ein Präparat unter dem Fluoreszenzmikroskop
Den Beginn am zweiten Tag gestaltete Thilo Bauer mit seinem Vortrag und praktischen Übungen zur Fluoreszenzmikroskopie an den Zellen des Zwiebel- häutchens. Dazu konnten wir selbst ein frei präpa- riertes Stück von der Zwiebelhaut mit Janusgrün einfärben und sowohl im einfachen Durchlicht als auch am Fluoreszenzmikro- skop betrachten. Aber lassen wir den Referenten selbst zu Wort kommen:
Dieser Ausflug in das Innere der Zellen beschäftigt sich mit den Mitochondrien. Dies sind jene Zellorganellen, die die kleinen Energiefabriken in unseren Zellen und den Zellen vieler anderer eukaryotischer Organismen darstellen.
Farbstoffe, Fluorochrome und Filtersätze für Mitochondrien
Die folgende Tabelle stellt eine kleine Auswahl von Farbstoffen dar, die für die Mitochondrien Färbung verwendet werden, darunter auch einige Farbstoffe und Vitalfarbstoffe für die Lichtmikroskopie.
Tabelle der Fluoreszenzfarbstoffe
Lichtmikroskopische Beobachtung und Farbstoffe
Vor der Fluoreszenzmikroskopie waren es vor allem lichtmikroskopische Untersuchungen und Färbetechniken mit denen Mitochondrien in den Zellen beschreiben wurden. Ein Problem dabei war es die „körnigen“ Strukturen in den Zellen von anderen ebenso kleinen Organellen zu differenzieren. Von den lichtmikroskopischen Verfahren haben vor allem der Phasenkontrast sowie Video-Kontrastverfahren wie AVEC-DIC die Untersuchung der Mitochondrien und des Cytoskeletts vorangetrieben. Vom lichtmikroskopischen Erscheinungsbild in der Zelle abgeleitet ist der Name der Mitochondrien, abgeleitet vom griechische Wortstamm Chondros = Körnchen. Von den lichtmikroskpischen Farbstoffen sind insbesondere Hämatoxylin und Säurefuchsin zu nennen, welche Mitochondrien in Dauerpräparaten darstellen können. Bis zum heutigen Tage wird ferner Janusgrün B als Vitalfarbstoff eingesetzt, um Mitochondrien darzustellen. Die Färbung mit Janusgrün erfolgt in einer Verdünnung von ca. 1:1.000 bis 1:10.000 (10 mg Farbstoff auf 100 ml Aqua dest.). Die Färbung ergibt Zellkern und die Mitochondrien gefärbt in tiefblauem Farbton.
Zwiebelzellen im Phasenkontrast. Verschiedene kleine Organellen sind in der Zelle entlang des Cytoskeletts verteilt und auch um den Zellkern lokalisiert. Um welche Organellen es sich genau handelt kann erst eine Färbung klären.
Fluorochrome und Filtersätze für Mitochondrien
Rhodamin 6G und Rhodamin 123 gehören zu den klassischen Fluorochromen für die Darstellung der Mitochondrien. Diese beiden Farbstoffe fluoreszieren grün. Eine Ausnahme bildet MitoTracker Red, welcher eine Grünanregung benötigt und rot fluoresziert.
Gelegentlich wird in der Literatur meist ein sogenannter Rhodamin Filtersatz genannt. Für die beiden Fluorochrome Rhodamin 6G und Rhodamin 123 ist ein Rhodamin Filtersatz jedoch ungeeignet, da für beide Fluorochrome eine Blauanregung erforderlich ist. Der Standard-Filterwürfel für Blauanregung besitzt eine Anregung mit der Mittenwellenlänge 470 nm. Die Emission wird mit einem Langpassfilter beobachtet welcher etwa bei 510 nm öffnet (Beispiel: Zeiss Filtersatz 09).
Zwiebelzellen gefärbt mit Rhodamin 6G in Fluoreszenz mit Blauanregung. Im Vergleich zur Phasenkontrastaufnahme erscheinen nun nur noch die Mitochondrien gefärbt.
Für Mehrfachfärbung ist zusätzlich eine UV Anregung erforderlich. Meist werden blau fluoreszierende Kernfarbstoffe eingesetzt um eine Gegenfärbung des Zellkerns zu erhalten. Kernfarbstoffe sind vorzugsweise die Hoechst Farbstoffe (33258, 33342 und 34580), aber auch DAPI, Ethidiumbromid. Brightener wie Uvitex 2B, Calcofluor White oder Mykoval färben Chitin bei Hefen und Pilzen und Algen. Typischerweise besitzen die Filtersätze eine Anregung um 365 nm aber auch verschobene Mittenwellenlängen zwischen 340 und 405 nm.
Rhodamin 6G und Rhodamin 123 sind Farbstoffe, deren Fluoreszenzintensität vom Membranpotential der Mitochondrien abhängt. Das Membranpotential der Mitochondrien verändert sich in Abhängigkeit von den in den Organellen (bevorzugt) ablaufenden Energieprozessen, unter denen vor allem die ATP Synthese, der Zitronensäurezyklus und die Zellatmung zu nennen sind. Entsprechend lassen sich biochemische Einflüsse fremder Substanzen auf die Zellen studieren, indem man die Veränderung der Fluoreszenzintensität beobachtet: Sauerstoffmangel, Sauerstoffüberfluss, Einfluss von Kalium, Natrium und Calcium auf den Energiehaushalt, Antioxidantien wie Vitamin C oder Polyphenole aus Teesorten.
Der Handout zum Vortrag und den Übungen kann unter Literatur herunter geladen werden. [17]
Die Hornissen (Vespa cabro) zählen in Deutschland zu den geschützten Arten. Sie werden größer als Wespen und können in der Panik leicht mit Ihnen verwechselt werden. Eine Hornisse kann bis zu 25 Millimeter lang werden, ihre Königin errei- cht stattliche 35 Millimeter. In Ihren Nestern leben bis zu 800 Artgenossen, die vehement ihr Nest vertei- digen. Sie greifen sehr schnell und aggressiv an, wenn jemand zu nahe kommt oder sogar versehentlich auf das Ausflugloch tritt.
Hornissen (Vespa cabro) als Todfund
Der Vortrag von Horst-Dieter Döricht beschäftigte sich im Schwerpunkt mit dem Stechapparat der Hornisse, den er anhand eines Todfundes genauer untersuchen konnte. Dieser besteht aus einem dicken chitinfarbenen Außenstachel in den ein langes Rohr endet an dessen Spitze sich der eigentliche Giftstachel befindet. Dieser wir beim Stich durch den Außenstachel geführt. Dabei werden die beiden Giftblasen geleert. Das geschieht durch eine Art Hebelbewegung die durch einen Muskel erfolgt, der an den Außenbögen des Stechapparates sitzt. Das Gift wird erst unmittelbar vor dem Stich im Eingangstrichter des Giftkanals angemischt. Auf den folgenden Bildern sehen wir den dicken Außenstachel, der hier geschützt in der Abodomenhälfte liegt. Sowie später den inneren Giftstachel, der voll ausgefahren ist. Die Stichtiefe einer Hornisse kann fast vier Millimeter betragen.
Der Stechapparat unter dem Mikroskop
Die gängige Annahme war, dass der Stechapparat der Hornisse dem der Wespe ähnelt. Die Aufnahmen von Horst-Dieter Döricht zeigten jedoch im Vergleich zu entsprechenden Bildern aus dem Internet, dass dem nicht so ist. Er steht daher im Kontakt mit verschiedenen Stellen, um weitere Hinweise zu bekommen.
Dr. Holger Adelmann - AVEC-DIC Superresolution, Vertiefung des Wissens und neuere Technologien
AVEC-DIC - Interface auf dem Rechner des Referenten
Holger Adelmanns Vortrag drehte sich um die Tech- niken des Video Enhanced Imaging (VEI), bei denen durch gezielte Kontrastver- stärkung und Filterung die abbesche Auflösungsgrenze des Lichtmikroskops ver- schoben wird und so Dinge sichtbar werden, die dem mit einem optischen Mikroskop bewaffneten Au- gen verborgen bleiben.
Das Paradebeispiel hier ist sicher AVEC-DIC von Robert Day Allen at al (1981). Mit diesem Verfahren wurden erstmals gerichtete Bewegungen cytoplasmatischer Partikel in den sich immer wieder neu arrangierenden Netzen der Reticulopodien (Scheinfüßchen) der maritimen Foramifere Allogromia laticollaris sichtbar gemacht.
Wir hatten vor einiger Zeit die Gelegenheit, AVEC-DIC mit dem Hamamatsu-Videoprozessor an Holger Adelmanns Orthoplan im Einsatz zu sehen. Untersucht haben wir den Transport der Mitochondrien auf dem Cytosklett in der Zelle eines Zwiebelhäutchens. Damals ist der unten gezeigte kleine Film entstanden. Wer mehr wissen möchte, wird hier in der Bibliothek fündig [13].
Eine Filmsequenz aufgenommen mit ACEC DIC (Zelle eines Zwiebelhäutchens von der Schalotte - Allium hierochuntinum )
Künstlerische Darstellung eines supermassiven schwarzen Lochs. Von ESO/L. Calçada - ESO website, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39626793
Ilias Eilmes, einer der Tutoren am Schülerfor- schungszentrum Nordhes- sen in Kassel, trug zum Thema "Über die Größe des Universums oder unsere Sonne, eine Mikrobe im Universum" vor. Sein Kurzvortrag war ursprüng- lich für einen Science Slam gedacht, mit dem Ziel, die Zuhörer kurz, prägnant und unterhaltsam zu informie- ren. Das ist ihm mit seinen pointierten Darstellungen der Größen- und Leucht- kraftverhältnisse im Universum auch bei uns bestens gelungen.
Jörg Weiß - Wenig Wasser, viel Sonne - na und? Trockenanpassung bei Welwitschie & Bogenhanf
Welwitschie in Namibia, Wikipedia, User Nanosanchez, CC BY-SA 3.0
Pflanzen brauchen Wasser zum Mineralientransport und für die Photosynthese. Wie auch bei den Tieren und Pilzen gilt: ohne Wasser läuft nichts. Andererseits wachsen Pflanzen auch unter widrigsten Beding- ungen zu teils erstaunlicher Größe heran, wofür die Welwitschie (Welwitschia mirabilis) und der Zylin- drische Bogenhanf (Sanse- vieria cylindrica) gute Beispiele sind.
In seinem Vortrag zeigte Jörg Weiß auf, wie Pflanzen ihren Wasserverlust minimieren und wie sich diese Strategien auch in der Mikroanatomie der beiden Beispielpflanzen niederschlagen und erkennen lassen.
Der Vortrag kann am Ende des Artikels als PDF-Datei herunter geladen werden [16].
Der Zylindrische Bogenhanf (Sansevieria cylindrica)
Der Bogenhanf schützt sich durch eine dicke Cuticula und Stomata mit Cuticularhörnchen vor ungewolltem Wasserverlust und auch die Oberflächenminimierung der runden Blätter dient diesem Zweck. Ausserdem ist die Pflanze durch entsprechende Wasserspeicherzellen im Mesophyll in der Lage, Wasser einzulagern und in Zeiten extremer Trockenheit für ihre Lebensvorgänge zu nutzen. Zusätzlich finden wir eine weitere Anpassung in der Literatur: die Energiegewinnung erfolgt über den CAM-Stoffwechsel in einer Dunkelreaktion zur CO²-Fixierung in Form von Äpfelsäure (Malat) und einer Lichtreaktion (Calvin Zyklus) zur Energiegewinnung.
Der Vorteil: Vorteil: in der Nacht kann die Pflanze die Wasserverdunstung über die zur Kohlendioxid-Aufnahme geöffneten Stomata gering halten; am Tage, während der lichtabhängigen Kohlehydrat-Synthese, bleiben
diese weitgehend geschlossen.
Näheres zum Zylindrischen Bogenhanf finden Sie hier[14] auf unserer Webseite.
Die Welwitschie (Welwitschia mirabilis)
Die Welwitschie wächst in der Namibwüste, einem der trockensten Gebiete der Erde, und erreicht trotzdem ein beachtliches Alter von bis zu 2000 Jahren und eine eben so beachtliche Größe: es wurden Stammumfänge von bis zu 6,80 Meter gemessen. Sie ist ein wahrer Meister in der effektiven Nutzung des verfügbaren Wassers, das sie sich mit einer Pfahlwurzel und einem bodennahen Wurzelgeflecht von bis zu 15 Meter Durchmesser erschließt. Auch sonst hat sie eine seltsame Anatomie: ihre zwei vielfach zerzausten Blätter wachsen an der Oberseite eines rübenförmigen Stamms, der eine Höhe von bis zu 1,8 Meter erreichen kann.
Sie mindert die Verdunstung mit einer sehr dicken Cuticula (bis 15 µm), in der Caliumoxalat eingelagert ist. Die Kristalle reflektieren einfallendes Sonnenlicht und mindern somit auch die Wärmeeinstrahlung. Zusätzlich sind die Stomata sehr tief eingesenkt und der Vorhof ist durch Akkrustierung zusätzlich verengt. Der Verhau abgestorbenen Blattmaterials und der stabile Bau der Blätter selbst dienen als Fraßschutz. Auch das ist ein Schutz vor unnötigem Wasserverlust: was nicht abgefressen wird, muss nicht mühsam unter Wasser- und Energieeinsatz wieder aufgebaut werden.
Näheres zur Welwitschie finden Sie hier[15] auf unserer Webseite.
Der Vortrag "Wo Moose wachsen" mit Bildern aus den Hochgebirgen der Schweitz von Arnold Büscheln beschloß das Programm am Samstag. Dazu gehörten auch Er- läuterungen zum richtigen Sammeln und Aufbereiten von Moosproben, wozu auch die Schnitttechnik zählt, die benötigt wird, um die Stämmchen und die meist nur aus einer Zelllage bestehenden Blättchen korrekt darzustellen, was eine Vorbedingung für die Bestimmung der gefundenen Pflanzen ist.
Einige Moose hätten auch gut in den vorangegangenen Vortrag zur Trockenanpassung gepasst, da sie teils in sehr exponierten Lagen wachsen, wo sie trotz massiver Sonneneinstrahlung mit hohem UV-Anteil und völliger Trockenheit auf nacktem Gestein überleben. Und das alles ohne dicke Cuticula und anderer Tricks der höher entwickelten Verwandten.
Gemeinsamer botanischer Spaziergang auf der Insel Siebenbergen in Kassel
Die Blumeninsel Siebenber- gen ist Bestandteil des Kasseler Stadtparks Karls- aue. Sie wurde im Jahr 1710 mit dem Aushub des großen Bassins mit der Schwaneninsel aufgeschüt- tet.
Zunächst trug sie mehrere kleine künstliche Erhebun- gen als Ausblicke, ehe diese Anfang des 19. Jahrhun- derts teilweise abgetragen wurden um das kleine Eiland im Sinne eines Landschaftsgartens nach englischer Prägung natürlich zu modellieren und neu zu bepflanzt. Der mit der Neugestaltung beauftragte Hofgartendirektor Wilhelm Hentze wird mit einem Gedenkstein auf der Insel geehrt und sein Werk ist heute noch weitgehend so erhalten, wie es in den Jahren 1832 bis 1864 angelegt wurde.
Klimatisch günstig gelegen, gedeihen auf Siebenbergen viele auch frostempfindliche Stauden, Ziergehölze, Rhododendren und seltene Koniferen. Also ein schönes Ziel für einen Hobbybotaniker und ein würdiger Abschluss des diesjährigen Treffens.
Wir danken den beiden Organisatoren Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit, den Referenten sowie dem Team des Zentrum Helfensteine für das gelungene Treffen mit perfekten Rahmenbedingungen, interessanten Vorträgen, Exkursionen und Workshops.
Auch im nächsten Jahr wird es ein Treffen auf dem Dörnberg geben, auf das wir uns schon jetzt freuen.