Nicht nur für Damen - Die Kamelie (Camellia japonica)
Jörg Weiß, vom 18.01.2013
Die Kamelie (Camellia japonica) ist eine der bekanntesten Pflanzenarten innerhalb der Gattung Camellia, die wiederum zur Familie der Tee- strauchgewächse (Theaceae) gehört. Sie ist in Ostasien beheimatet und eng mit dem Teestrauch verwandt.
Benannt wurde die Pflanze von Carl von Linné 1735 nach Georg Joseph Kamel, einem mährischen Jesuitenpater und Apotheker, der in Manila gearbeitet und einen Tafelband über die Insel Luzon verfasst hatte. In chinesischen und japanischen Gärten war und ist die Kamelie ein beliebter Zierstrauch. Aber sie spielte auch bei Hof- und Teezeremonien eine Rolle. Besonders die einfachblütigen Arten stehen symbolisch für Freundschaft, Eleganz und Harmonie. In Japan wird die Kamelie auch als Symbol für Tod und Vergänglichkeit gesehen, da sie als ausgewiesener Frühblüher ihre in der Wildform roten Blütenblätter einzeln verliert, während noch Schnee liegt - eine Erinnerung an Blutstropfen. Da passt es gut, dass das aus den Samen gewonnene Öl als Korrosionsschutz für Schwerte und Messer verwendet wurde und wird.
In Europa ist die erste Kamelie um 1739 belegt. Im 19. Jahrhundert war sie in den Gärten weit verbreitet und gehörte zur adligen und großbürgerlichen Kultur. Dies spiegelt sich auch in Literatur und Kunst wieder, so zum Beispiel in Alexandre Dumas Roman „Die Kameliendame“ oder in der Verdi-Oper „La Traviata“. In beiden wurde der Kamelie auch kulturgeschichtlich ein Denkmal gesetzt.
Inhalt des Artikels
Beschreibung
Camellia japonica wächst als sehr langlebiger, immer- grüner Strauch oder kleiner Baum und erreicht in der Natur Wuchshöhen von 1,5 bis 6, selten bis 11 Meter. Einige chinesische Kamelien werden auf älter als 1000 Jahre geschätzt. Die Rinde junger Zweige ist gräulich-braun, ab dem zweiten Jahr sind sie purpur-braun und unbehaart.
Die wechselständigen, ge- stielten Laubblätter sind einfach mit 5 bis 10 mm langen Blattstielen. Die elliptische, ledrige Blattspreite ist am Rand leicht gewellt und weist bei einer Breite von 2,5 bis etwa 7 cm eine Länge von 5 bis ca. 12 cm auf. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Blattunterseite ist hell grün mit braunen Punkten. Auffällig ist der dicke, hellere, manchmal gelbliche Mittelnerv.
Die sehr kurz gestielten Blüten stehen einzeln oder paarweise in den Blatt- achseln. Sie haben etwa neun grüne Hoch- und Kelchblätter. Die sechs bis sieben (bei manchen Sorten auch deutlich mehr) ei- bis verkehrt eiförmigen Kron- blätter kommen in allen Schattierungen von weiß, über rosa bis kräftig dunkelrot vor und weisen eine Größe von 3 bis 4,5 × 1,5 bis 2,5 cm auf. Die fünf inneren Kronblätter sind an ihrer Basis auf einer Länge 0,5 bis 1,5 cm verwachsen. Die vielen unbehaarten Staubblätter sind zwischen 0,5 bis 3,5 cm lang. Beim äußeren Staubblattkreis sind die Staubfäden an ihrer Basis auf einer Länge von 1,5 bis 2,5 zu einer Röhre verwachsen. Der eiförmigen Fruchtknoten wird aus drei Fruchtblättern gebildet und von einem ca. 2,8 cm lange Griffel mit einer dreilappigen Narbe überragt. Die Blütezeit in der Natur reicht von Januar bis März; Kultursorten blühen je nach Sorte im Spätwinter bis ins Frühjahr hinein.
Nach der Befruchtung bildet sich eine holzige, kugelige, dreifächerige Kapselfrucht mit einem Durchmesser von etwa 2,5 bis 4,5 cm. Jedes Fruchtfach enthält nur ein oder zwei Samen. Die inneren Kelch- und Hochblätter sind auch auf der jungen Frucht gut erkennbar. Die fast kugeligen, braunen Samen mit einem Durchmesser von 1 bis 2 cm reifen zwischen September und Oktober.
Verwendung
Kamelien-Sorten sind in Europa auch heute noch beliebte Zierpflanzen, die ihren modischen Höhepunkt allerdings bereits im 19. Jahrhundert erlebten. Die Kamelie ist eine dankbare Zuchtpflanze, die oft an einigen Zweigen Mutationen bildet. Beispielsweise kann eine Pflanze an einem Zweig plötzlich die Blütenfarbe, Blütenform oder die Belaubung ändern. Bewurzelt man einen Steckling dieses Zweiges, bleiben die neuen Merkmale erhalten. Dies hat zu einer mittlerweile unüberschaubaren Vielfalt unterschiedlicher Sorten geführt.
Weiterhin wird das Öl aus den Samen der Kamelie traditionell zur Pflege und zum Korrosionsschutz von (nicht nur) japanischen Messern und Waffen verwendet.
Präparation
Alle Pflanzenteile wurden frisch auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter geschnitten. Die Schnittdicke beträgt jeweils ca. 50 µm.
Spross und Blattstiel konnten freistehend geschnitten werden, die Blattspreite musste vor dem Schnitt in einem
Möhrenstück eingebettet werden.
Anschließend wurden die Schnitte für etwa 20 Minuten in AFE fixiert, nicht ohne vorher noch Aufnahmen vom ungefärbten Material in Wasser zu erstellen.
Gefärbt habe ich hier nach W3Asim II von Rolf-Dieter Müller. Entsprechende Arbeitsblätter können im
Downloadbereich herunter geladen werden. Eine ausführliche Beschreibung der Färbung finden Sie in der Bibliothek "
Botanische Mikrotechnik" hier auf unserer Webseite.
Anatomie des Sprosses - mit Pilzbefall
Der Querschnitt durch den Spross der Kamelie zeigt zunächst die für eine holzige dikotyle Pflanze zu erwar- tenden Strukturen. Die schwarz-braun gesprenkel- ten und gelblich verfärbten Blätter des Probematerials weisen jedoch darauf hin, dass die Pflanze unter Stress steht und so finden sich besonders in den oberen Gewebeschichten bis hinein ins Phloem deutliche Spuren von Pilzbefall.
Zunächst folgen einige Auflichtaufnahmen zur Schnittführung und zum Pilzbefall auf der Rinde des Sprosses, dann geht es weiter mit den gefärbten und ungefärbten Schnitten.
Pilzbefall auf der Rinde des Sprosses
Rinde des Kameliensprosses mit Fruchtkörpern verschiedener Pilze und einigen einzelligen Algen. Die kleinen weißen Fruchtkörper haben eine Größe von ca. 50 µm, der einzelne schwarze Fruchtkörper links misst etwa 110 µm. Oben in der Bildmitte wird die Rinde von einer schwärzlichen Gruppe Fruchtkörper durchbrochen, die sich so auch auf den Blättern wieder findet. Vergrößerung 50x, Stapel aus 43 Einzelbildern.
Auch die Blätter sind betroffen
Fruchtkörper eines Pilzes auf der Blattoberseite, die einzelnen kreisförmigen Ansammlungen haben einen Durchmesser von bis zu 240 µm. Vergrößerung 50x, Stapel aus 13 Einzelbildern.
Schnittführung am Spross
Der Spross wurde freistehend quer geschnitten.
Legende für die beschrifteten Aufnahmen vom Spross in der folgenden Galerie - grob von innen nach außen:
Sprossquerschnitt:
MP: Markparenchym
pXl: Primäres Xylem
T: Trachee
MS: Markstrahl
Xl: Xylem
JRG: Jahresringgrenze
Ca: Cambium, hier kaum auszumachen
Pl: Phloem
RP: Rindenparenchym
Per: Abschlussgewebe
Markparenchym:
ML: Mittellamelle, hier grenzen zwei Zellen aneinander
ZW: Die Zellwand einer der Zellen, eine Unterscheidung in z.B.
primäre und sekundäre Zellwand ist anhand der Färbung und
der gewählten Vergrößerung nicht möglich
ZM: Zellmembran, die innere Begrenzung der Zellwand, die sich
in den Tüpfelkanälen fortsetzt, wahrscheinlich mit Resten des Protoplasten
Art: Ein Artefakt - Staub irgendwo in der Kamera. Ich habe ihn leider noch nicht gefunden
Markstrahlen im Xylem:
T: Trachee
MS: Markstrahl
HTpf: Hoftüpfel verbinden Tracheen und Markstrahlen sowie Tracheen
untereinander
Tpf: Mit diesen stehen die Zellen der Markstrahlen untereinander in
Verbindung. Da die Strahlen leicht schräg zur Schnittebene
verlaufen, zeigen sich die Tüpfel mal in der Aufsicht und mal im
Querschnitt, je nach dem, wie die Zelle geschnitten wurde.
Art: Leider wieder das schon oben angesprochene Artefakt
Pilze im Abschlussgewebe:
Per q: Abschlussgewebe quer
Per t: Abschlussgewebe transversal
Hyp 1: Der Hauptverursacher - der Pilz hat ein dichtes Netz von Hyphen
gebildet
Hyp 2: Aber es gibt zumindest noch eine weitere Art, die sich auf der Probe
breit macht.
Art: Und auch die Fluse ist wieder da
Schnitte vom Spross der Kamelie mit Erläuterungen
Anatomie des Blattes
Die folgenden Schnitte zeigen den Blattstiel und die Blattspreite eines Kamelienblattes.
Wie beim vorangegangenen Spross finden sie die Aufnahmen ungefärbter und gefärbter Schnitte. Im Blattstiel setzen sich die schon im Spross vorhan- denen Leitbündel fort, dabei liegt das im Spross innen liegende Xylem hier an der Oberseite des zentralen, von einem Sklerenchym umschlossenen Leitgewebes. Im stark ausgeprägten Rindenparenchym finden sich viele Drusen und auch wieder die schon vom Spross bekannten sklerenchymatischen Idioblasten.
Die Blattspreite zeigt einen lehrbuchhaften Aufbau mit einem oben liegenden, zweireihigen Palisadenparenchym, in dem im ungefärbten Schnitt noch sehr schön die grünen Chloroplasten erkennbar sind. Aber auch hier gibt es die einzelnen Sklerenchymzellen, die als Idioblasten diesmal von der oberen Epidermis durch das Palisadenparenchym bis ins Schwammparenchym reichen. Und natürlich darf auch der Blick auf ein Stoma nicht fehlen.
Zunächst aber wieder die Schnittführung anhand einer Makroaufnahme, anschließend folgt die Erläuterung der Beschriftung und dann die Galerien vom Blattstiel und der Blattspreite.
Schnittführung an Blattstiel und -spreite
Die folgenden Bilder zeigen Querschnitte von Blattstiel und Blattspreite. Die Schnittführung ist hier beispielhaft an einem Blatt von Camellia japonica gezeigt.
Legende für die beschrifteten Aufnahmen vom Spross in der folgenden Galerie - grob von innen nach außen:
Blattstiel:
T: Trachee
Xl: Xylem
MS: Markstrahl
Ca: Cambium
Pl: Phloem
Skl: Sklerenchym
RP: Rindenparenchym
Rindenparenchym (SW Polaufnahme) des Blattstiels:
DR: Calciumoxalat-Druse
StZ: Eingelagerte Steinzelle, ein Idioblast
Cu: Auch die Cuticula leuchtet im polarisierten Licht auf
Mittelrippe und Blattspreite:
Xl: Xylem
Pl: Phloem
Skl: Sklerenchym
LB: Leitbündel einer Nebenrippe
RP: Rindenparenchym
D: Calciumoxalat-Drusen
StZ: Auch hier Steinzellen als Idioblast
Ep: Epidermis
Cu: Cuticula
PP: Palisadenparenchym
SP: Schwammparenchym
Stoma (Spaltöffnung):
SP: Schwammparenchym der Blattunterseite
SSt-IZR: Substomatärer Interzellularraum - früher Atemhöhle.
NZ: Nebenzelle
SZ: Schließzelle
EP: Epidermis
Cu: Cuticula
Schnitte vom Blattstiel der Kamelie mit Erläuterungen
Ein Steinzelle als Idioblast im Rindenparenchym des Blattstiels
Idioblasten sind einzelne Zellen, die sich von ihrem Aufbau her deutlich von den Zellen des sie umgebenden Gewebes unterscheiden, so wie es hier bei der mit einer Länge von rund 180 µm sehr großen Steinzelle im Rindenparenchym des Blattstiels der Fall ist.
Schnitte von der Blattspreite der Kamelie mit Erläuterungen
Ungefärbter Querschnitt durch die Blattspreite mit Palisaden- und Schwammparenchym. Die grünen Chloroplasten sind hier besonders schön zu erkennen, sie werden bei der späteren Präparation durch Fixierung und Färbung oft zerstört oder zumindest überdeckt. Vergrößerung 200x.
Literatur
[1] Anatomy of Seed Plants, 2nd Edition
Katherine Esau, Wiley-India Reprint 2011.
[2] Pflanzenanatomisches Praktikum I
Braune, Leman, Taubert, Spektrum 2007.
Anatomischer Bau der Laubblattspreite
[3] Mikroskopisch-Botanisches Praktikum
Gerhard Wanner, Thieme 2004.
Kap. 12 (Blatt) und 13 (Spross)
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