Wasseranalysesets
Bild 1: Unser Referent Klaus Leder trägt vor
Bonn, der 21.11.2024
Ab und an verirren sich auch Themen in unsere Vortragsreihen, die auf den ersten Blick nicht viel mit der Mikroskopie zu tun haben. So wie an unserem MKB-Abend im November, an dem uns Klaus Leder anhand vieler Beispiele aus seiner privaten Sammlung die geschichtliche Entwick- lung von Wasseranaylse-Systeme vorghestellt hat, wie sie halbquantitativ zu Voruntersuchungen direkt am Gewässer eingesetzt wurden und werden. Wobei das Gewässer durchaus auch ein Aquarienbecken sein kann. Und nicht zuletzt ist es auch für die "Tümpler" unter den Mikroskopikern wichtig, die Eckdaten ihrer Probegewässer zu kennen.
Bild 2: Wasserbeprobung in den 1980er Jahren
Für Gewässerökologen, Gar- tenteichbesitzer, Aquarianer und Züchter von Algen und Protozoen ist eine che- mische Wasseruntersuchung notwendig, um stoff- wechselbedingte Milieu- veränderungen oder Verun- reinigungen zu erkennen. Auf der Grundlage der „Deutschen Einheitsver- fahren zur Wasser-, Abwas- ser- und Schlammunter- suchung“ wurden von verschiedenen Firmen halbquantitative Untersuchungssets für den Praktiker entwickelt.
Zu Beginn des Vortrags wurden Luftbilder vom Schalkenmehrener Maar, Weinfelder Maar, Gemündener Maar und Windsborn-Kratersee in der Eifel gezeigt, die der Begründer der deutschen Limnologie August Thienemann 1908 – 1914 untersucht hatte.
Bild 3: Das Schalkenmehrener Maar, Weinfelder Maar und Gemündener Maar in der Eifel, Abb. aus: Justra, E., Die Eifel im Farbbild, S.99, 1976
Thienemann erkannte Zusammenhänge zwischen der Tiefenfauna und abiotischen Parametern und leitete daraus eine Seentypenlehre ab, die heute mit den Begriffen oligotroph, eutroph und dystroph beschrieben wird.
Bild 4: MKB Kolleginnen und Kollegen beim Beproben eines Eifelmaars
Seit dieser Zeit werden die Trophiegradbestimmung von Stehgewässern und die biologische Gewässergütebestimmung von Fließgewässern durch physikalische und chemische Methoden ergänzt. Die Untersuchung der Wasserorganismen ergibt ein längerfristiges Bild des Gewässerzustandes, wo hingegen die Bestimmung der abiotischen Parameter aktuelle Veränderungen nachweisen kann.
Die „Vereinigung Deutscher Gewässerschutz“ hat in Band 64 (2004) eine Gewässergütebewertung durch physikalische und chemische Parameter veröffentlicht. In einer Tabelle werden Konzentationsbereiche für Temperatur, pH-Wert, Leitfähigkeit, Sauerstoffsättigung, Ammonium, Nitrit, Nitrat, Ortho-Phosphat und Biochemischen Sauerstoffbedarf angegeben und den 5 Bewertungsstufen der Gewässergüte zugeordnet.
Bild 5: Tab. aus: Vereinigung Deutscher Gewässerschutz, Band 64, S. 46 (2004), zum Lesen bitte anklicken
Damit lässt sich z.B. zeigen, dass ein übermäßig belastetes Gewässer (Klasse 5) auch sehr hohe Sauerstoffwerte aufweisen kann, die durch Wasserblüten verursacht werden. Im Vordergrund einer Gewässergütebewertung stehen jedoch das Makrozoobenthos, das eine Lupenbestimmung erfordert, und die Bestimmung von Mikroflora und Mikrofauna mit dem Mikroskop.
Anhand von Abbildungen wurden Geräte für eine Gewässeruntersuchung wie Secchi-Scheibe, Wasserschöpfer, Ekman-Greifer und elektrische Messinstrumente zur Bestimmung von Temperatur, pH-Wert, Sauerstoff und Leitfähigkeit vorgestellt.
Bild 6: Entnahme einer Schlammprobe vom Gewässergrund mit einem Greifer
Die chemischen Analysemethoden Titration und Kolorimetrie/Fotometrie wurden mit Grafiken aus Anleitungen von Analysenkoffern erläutert. Durch Einbau verschiedener Küvetten und Rohre eines alten Hellige-Neo-Komparators konnte die Bedeutung der Schichtdicke der Probelösung (Lambert-Beersches-Gesetz) demonstriert werden.
Im praktischen Teil der Veranstaltung konnten 9 verschiedene Untersuchungssysteme selbst in Augenschein genommen und erprobt werden.
Bild 7: Der Hellige Neo-Komparator, die damalige Oberklasse der Photometrischen Analysesysteme
Bild 8: Analysekoffer von Macherey & Nagel
Aus dem Kursraum
Literatur und Download
- Ökologische Bewertung von Fließgewässern. Schriftenreihe der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz Band 64, Bonn 2004
- Limnologische Beschreibung, Nutzung und Unterhaltung von Eifelmaaren. Ministeium für Umwelt und Gesundheit RP, Mainz, o. J.
- Visocolor School, Handbuch, Macherey-Nagel, Düren o. J.
Der Foliensatz des Vortrags zum Herunterladen:
Schnelltests & Analysekoffer für Gewässeruntersuchungen
(Powerpoint, ca. 16 MB)
Dank
Vielen Dank an Klaus Leder den sehr informativen und kurzweiligen Vortrag mit der anschließenden Möglichkeit, die Wasseranalysen mit den mitgebrachten Analysesets aus seiner privaten Sammlung gleich in der Praxis auszuprobieren.