Peeling und Keramikreinigung - Elefantenohr-Schwamm
Bild 1: Der Schwamm im Labor
Jörg Weiß vom 01.01.2019
Im Herbst waren wir auf Korfu und in Korfu-Stadt konnte ich nicht umhin, mir einen Elefantenohr-Schwamm als Andenken und zum praktischen Einsatz mit zu nehmen. Im kleinen Andenkenladen wurde er als Peeling-Schwamm angepriesen und nach Gewicht verkauft.
Dann stellt sich natürlich die Frage: was hast Du da erworben und darfst Du das überhaupt ausführen ... die Suche im Internet brachte unter dem Trivialnamen Elefantenohr einige Aufnahmen zutage, die zu meinem Schwamm passten. Es könnte sich um eine Art der Gattung Ianthella handeln, aber sicher bin ich mir nicht.
Und siehe da: der Schwamm taucht eigentlich am häufigsten im Künstlerbedarf auf: dort wird er in handliche Stücke geschnitten, hauptsächlich zur Reinigung von Keramiken nach dem Brand eingesetzt. Darf man das überhaupt an die Haut lassen?
Der Forschergeist war spätestens dann geweckt, als ich den hübschen Schwamm zum ersten mal mit Süßwasser ausgespült habe, um ihn feucht auf ein handliches Packmaß zusammen zu legen: das Wasser war ganz deutlich bräunlich verfärbt.
Zuhause angekommen habe ich den Schwamm dann im Waschbecken ordentlich durchgewalkt. Das Wasser war wieder braun und nach vorsichtigem Ablassen blieb ein sehr feinschlammiger Rückstand zurück. E voilà, das hatte ich erwartet. Schwammnadeln? Mineralische "Peelingkörperchen"? - ab unters Mikroskop damit! Diesmal ohne großen wissenschaftlichen Anspruch, dafür kenne ich mich im Revier der Schwämme einfach zu wenig aus.
Bilder 2a-c: Makroaufnahmen
Wir sehen Ober- und Unterseite des trichterförmigen Schwamms, der einen Durchmesser von ca. 35 cm hat. Das letzte Bild zeigt die Oberseite, also das Innere des Trichters im Makro.
Die interessante Struktur ruft natürlich nach einer genaueren Betrachtung unter dem Stereomikroskop. Die folgenden Aufnahmen sind an MBS10 mit dem Celestron NexYZ (Review auf der Webseite des MKB) und einem IPhone 7 gemacht und nicht gestacked.
Bilder 3a-e: Die Oberseite des Schwamms in ansteigender Vergrößerung
Für mich eine unerwartet raue, zerfaserte Struktur. Ich würde vermuten, dass der Schwamm schon ein wenig gelitten hat. Besonders 2e lässt aber schon erahnen, was sich im oben beschriebenen Spülrückstand zeigt ...
Nun aber noch zur Unterseite des Schwamms.
Bilder 4a-b: Die Unterseite des Schwamms in ansteigender Vergrößerung
Und nun schauen wir einmal, was sich unter dem Mikroskop im Spülschlamm zeigt. Die Aufnahmen wurden am Leica DMLS mit parallelen oder gekreuzten Polfiltern im Durchlicht gemacht.
Bilder 5a-c: Übersichtsaufnahmen mit dem 10er Objektiv
Der größte Teil des Rückstandes besteht aus feinem Sand! Dabei reicht die Körnung von über 300 µm bis hinunter unter 10 µm. Kein Wunder, dass der Schwamm sich zum Peeling (nicht übertreiben!) aber auch zum Reinigen von Keramik eignet!
Aber zwischen den Sandkörnern findet sich auch noch jede Menge anderes Material. Da sind Schalen mikroskopischer Meerestiere, Reste kleinster Seeigelstachel und natürlich auch diverse Schwammnadeln. Man sieht: der Schwamm ist ein Filter, der vieles an kleinsten Partikeln zurück hält und - gewollt oder ungewollt, in sein Skelett einbaut. Damit können wir auch ahnen, warum Schwämme im allgemeinen sehr empfindlich auf Verschmutzung reagieren und teils selten geworden sind.
Im folgenden nun Aufnahmen mit dem 20x PlanApo und dem 40x PlanFluotar. Das 40x Planapo war wegen der hohen Schichtdicke und der feinen Schwebstoffe im Wasser unter dem Deckglas nicht zu gebrauchen: die Abbildung war einfach zu flau.
Bilder 6a-k: Fundstücke im Schwamm-Schlamm :)
Und nun noch einige Aufnahmen bei gekreuzten Polfiltern
Bilder 7a-c: Fundstücke im Schwamm-Schlamm - Polarisationskontrast
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