Hobby als Lebenselixier - Mikroskopie

Plakat zur Ausstellung 'Hobby als Lebenselixier' im Bornheimer Rathaus (Gestaltung: M. Hahn, Seniorenbeirat)
Bonn, am 08.06.2016
Mit der großen Ausstellung „Hobby als Lebenselixier – Bornheimer Senioren zeigen ihre Hobbys“ im Ratssaal gab der Seniorenbeirat der Stadt Bornheim am 16. und 17. April diesen Jahres den Bornheimer Senioren die Gelegenheit, ihre seit langem gepflegten Hobbys einem großen Publikum zu präsentieren.
Sie wurden von über 25 hobby- begeisterten Senioren aus dem gesamten Stadtgebiet auf einer Ausstellungsfläche von rund 100 Quadratmetern im Ratssaal der Stadt Bornheim vorgestellt und erklärt. Interessante Exponate und Er- klärungen zu den weitgefächerten Steckenpferden verdeutlichten das En- gagement der Bornheimer Senioren für ihre geliebten Hobbys wie Drechseln, Eisenbahnsimulation, Fische als Garten- dekoration, Fotografie, Holzplastiken, Kurzgeschichten, Malerei, Matchboxautos, Modellbau, Nähen, Patchwork, Schach, bemalte Steine, Stricken, Tiffany-Fensterbilder, Tuschezeichnungen und Lichtmikroskopie.*)

Ein wie neu wirkender Renter vor seinen Exponaten (Foto: Hans-Gerd Finke, Bornheim)
Das letztere war natürlich mein Part, schließlich bin ich nun schon 3 Jahre Rentner und gehöre somit eindeutig zur Zielgruppe. Im Vorfeld habe ich zusammen mit Anton Berg überlegt, welche Bilder und Objekte wohl für den naturwissenschaftlich unerfahrenen Besucher von Interesse sein könnten. Schließlich gehört die Mikro- skopie zu den überaus seltenen Freizeitbeschäf- tigungen – grob geschätzt gibt es nur etwa 2000 Hobbymikroskopiker in Deutschland. In den Schulen wird zudem kaum noch mikroskopiert, und entsprechend wenige Besucher würden einen Bezug zwischen Objekt und Bild unmittelbar erkennen. Schließlich gehören die Bildwelten des Mikrokosmos nicht zum alltäglichen Erfahrungsschatz - wer weiß schon, wie ein Streichholz im Querschnitt aussieht!
Ich habe dann zwei Foto-Poster im Format A0 mit Fotos aus verschiedenen Bereichen der Mikroskopie vorbereitet, in der Erwartung, dass einige neugierige Betrachter nach einer Erklärung für die seltsamen Bilder fragen und man so ins Gespräch kommt. Zusätzlich habe ich die Objekte selbst ausgestellt, also ein Gänseblümchen mit Blüte, ein Hahnenfuß-Pflänzchen, ein Streichholz, ein Gläschen Tümpelwasser, einen Gesteinsdünnschliff und einige Computerchips. Dazu Lupe, Stereomikroskop und einen Aufbau aus Taschenlampe, Mattscheibe und zwei großen Polarisationsfiltern, um auch Pol-Effekte zu zeigen.
Das erste Poster am Stand

Poster 1: im Format A0, erstellt mit Powerpoint und geplottet im Rechenzentrum der Universität Bonn
Das zweite Poster am Stand

Poster 2: unter anderem Computerchips: im weißen Feld über dem DVD-Sensorbild unten rechts wurde der Sensor selbst aufgeklebt, als Größenvergleich.
Der mir zugewiesene Stand auf dem Podium schien zuerst ganz attraktiv, weil direkt in Blickrichtung vorn im Saal – leider erwies sich die erhöhte Position mit der Stufe als buch-stäblicher Hemmschwelle nicht einladend, und die Poster waren zu weit vom Betrachter entfernt. Trotzdem wagten doch viele den Schritt ans Stereomikroskop, und schon gab es ein weiteres, vorher nicht bedachtes Problem: die Einstellung des richtigen Augenabstands. Das ist nicht vielen vertraut, und es gibt anscheinend auch wenige Fernglasbenutzer, die um die richtige Einstellung wissen. Man bat also, sich davor zu setzen, um das in Ruhe erklären zu können – schon das nächste unerwartete Problem: die kleine Dame setzte sich – und die Okulare waren weit über Scheitelhöhe. Beim nächsten Mal also einen höhenverstellbaren Stuhl mitbringen!
Manchem Besucher merkte man die Scheu vor den technisch-wissenschaftlich aussehenden Geräten an – man zog gleich weiter zum Stand mit den Strickwaren oder zum Drechsler. Die zeigten wenigstens etwas „Begreifbares“… Aber die, die es wagten, waren begeistert. So erkannten die Drechsler sogleich, daß sie im Stereomikroskop gut den Schliff ihrer Werk-zeuge oder die Oberflächengüte der Holzobjekte erkennen konnten. Andere waren überrascht vom Farbenspiel einiger Tesafilmstreifen im polarisierten Licht, wieder andere staunten über das Leben im Tümpelwasser.
Überrascht war ich über zwei Besucher, die sich vor das Mikroskop setzen und sofort fach-männisch an den Schrauben drehten. Beide stellten sich als Mitglieder der Kölner Mikroskopikergruppe heraus. Wunder der Statistik: bei den erwähnten 2000 Mikroskopikern in Deutschland gibt es im Großraum Köln/Bonn mit 1,4 Millionen Einwohnern immerhin etwa 35, und zwei davon kamen als Besucher.
Obwohl der Andrang am Stand nicht so groß war wie bei den Klassikern Handwerk, Handar-beiten und Kunst hat sich der Aufwand gelohnt – es war schön, anderen mal etwas von den faszinierenden Mikrowelten zu zeigen. Dafür sei der Arbeitsgruppe „Hobby als Lebenselixier“ herzlich gedankt, die die Ausstellung perfekt organisiert hat.
Ein Eindruck von der Ausstellung

Ein Eindruck von der Ausstellung – alle Altersklassen waren vertreten!
*) Text: Arbeitsgruppe „Hobby als Lebenselixier“ im Seniorenbeirat der Stadt Bornheim.
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Horst Wörmann, Bornheim
08. Juni 2016