Lebende Sande - Eine mikropaläontologische Weltreise
Bonn, den 19.04.2012
Für unser Monatstreffen im April 2012 konnte unser Mitglied Dr. Horst Wörmann Herrn Prof. Martin Langer vom Institut für Paläontologie der Universität Bonn gewinnen. Sein Vortrag mit dem Thema "Lebende Sande" wurde mit Spannung erwartet.
Lebende Sande? Landläufig verstehen wir unter Sand ein mehr oder weniger feinkörniges Gemisch aus verschiedenen Mineralen, mal abgeschliffen und gerundet von Wind und Wellen, mal scharfkantig und rau. Das Stichwort lebendig kommt uns bei Sand eher selten in den Sinn. An manchen Stränden lohnt es sich aber, genauer hin zu sehen. Dann entdeckt man zwischen den Gesteinskörnchen kleine Sterne, Kugeln oder "Schnecken". Es handelt sich um die Schalen von Foraminiferen, die einen großen Teil der Biomasse in den Meeren aus machen.
Manche Sande bestehen sogar überwiegend bis ausschließlich aus den Schalen dieser Einzeller, die erstaunliche Größen erreichen können und die Erde schon so lange bevölkern, dass wir ihre Überreste nicht nur lose am Strand sondern auch in vielen Sedimentgesteinen wieder finden. Und schon geht sie los, unsere mikropaläontologische Weltreise.
Dank der hervorragenden Vorbereitung durch unseren Referenten war der Semi- narraum mit qualitativ hochwertigen Stereomikro- skopen bestens bestückt, so dass alle Teilnehmer die von Prof. Langer mitgebrachten Proben selbst untersuchen konnten. Das abwechslungs- reiche Material aus so entfernten Winkeln der Welt wie den Strände von Kiribati und Tahiti aber auch von der Nordseeküste - also gleich um die Ecke - gab uns die Möglichkeit, einen ersten Einblick in den Formenreichtum der Foraminiferen zu gewinnen.
Manches konnten wir lose in Probenschalen betrachten und mit feinen Pinseln oder Nadeln durchsuchen, seltenere Materialien, wie z.B. auch Radiolarien aus Barbados wurden in Krantz-Zellen ausgegeben.
Was macht die Mikropa- läontologie der Foraminiferen und Dinoflagellaten auch heute noch so interessant? Neben der Schönheit und dem Formenreichtum der Arten gibt es einen praktischen Nutzen. Nach Eichung mit anderen Methoden zur Altersbestim- mung von Sedimentge- steinen und dem weltweiten Abgleich fossilienhaltiger Sedimentschichten ist es alleine anhand der vorgefundenen Arten möglich, das Alter einer Sedimentschicht auf eine Millionen Jahre genau zu bestimmen - genauer, als mit jeder anderen Methode.
Diese Datierung wird zur schnellen Analyse von Bohrkernen und -schlämmen bei der Öl- und Gasexploration genutzt. Das Alter der durchbohrten Sedimentschichten ist hier sehr wichtig, da die Ablagerung heute Öl- oder Gas-führenden Schichten in bestimmten eng begrenzten Zeiträumen erfolgte und somit Aussagen über Erfolg oder Misserfolg möglich sind, bzw. eine genaue Steuerung der Bohrung erfolgen kann.
Nun aber einige Aufnahmen von dem Probenmaterial, das uns Herr Prof. Langer im Rahmen seines Vortrags vorgestellt hat. Da die Größenspanne der Foraminiferen von mikroskopischen Maßstäben bis in hin zu einigen Zentimetern reicht, musste bei der Betrachtung nicht immer das Mikroskop zu Rate gezogen werden.
Mikroskopische Aufnahmen von den Proben aus dem Vortrag:
Makroskopische Aufnahmen von den Proben aus dem Vortrag:
Auch an dieser Stelle noch einmal unseren herzlichen Dank an Herrn Professor Langer für seine sehr interessanten und unterhaltsame Einführung in die Welt der Foraminiferen und die vielen verschiedenen Sande und Sedimente aus aller Welt, die es in dieser Zusammenstellung so wohl kein zweites Mal zu sehen gibt.
Links
Mikropaleontology at the University of Bonn
Webseite der Arbeitsgruppe von Prof. Martin Langer.
Die "wahren Baumeister" der Pyramiden von Gizeh
Artikel von Prof. Martin Langer zum Baumaterial der Pyramiden von Gyzeh. Die verwendeten Kalksteinblöcke bestehen aus Nummulitenkalk, einem fossilreichen Sedimenten des Eozäns.