MKB Exkursion Rabenlay und Siebengebirge
Oberkassel, den 05.11.2011
Anfang November war es so weit: die lange vorbereitete geologische Exkursion des MKB konnte beginnen. Bei bestem Wetter wurden der große Basaltsteinbruch an der Rabenlay und verschiedene Aufschlüsse im Siebengebirge besucht. Und natürlich gab es auch wieder Gelegenheit zum Tümpeln sowie aufgrund der in diesem Jahr extrem langen Vegetationsperiode einige interessante botanische Entdeckungen.
Der Startpunkt war auf dem Parkplatz am Sportplatz Oberkassel mit einigen grundsätzlichen Erläuterungen von unserem Referenten Prof. Holger Adelmann zur geologischen Geschichte des Siebengebirges und seiner näheren Umgebung. Anschließend ging es für die MKBler und ihrer Gäste zum Einstieg in den alten Steinbruch mit seinen über 60 Meter hohen Basaltwänden.
Wer sich thematisch ein wenig einlesen möchte, ist mit dem kleinen Band
Vulkane im Siebengebirge bestens bedient.
Im Steinbruch an der Rabenlay wurde noch bis 1930 Basalt abgebaut. Unterhalb der Steilwand mit den eindrucksvollen Basalt- säulen findet sich eine Halde aus Basaltbruch. Einige der dort aufgelesenen kleine Handstücke wurden aufge- schlagen und mit der Lupe auf etwaige Einschlüsse wie z.B. Olivin untersucht.
1914 wurde im Steinbruch unter flachen Basaltplatten das
Doppelgrab von Oberkassel gefunden. Neben den Skeletten einer Frau und eines Mannes befanden sich auch die Überreste eines Hundes - ein Hinweis auf die "spätpaläolithischen Haustierwerdung des Wolfes" (Günter Nobis). Die Funde befinden sich nun im LVR-Landesmuseum in Bonn, die 1989 vom Heimatverein aufgestellte Gedenktafel haben wir trotz Wegweiser leider nicht gefunden.
An der Nordseite des Steinbruchs mündet ein alter Arbeitsstollen auf etwa halber Höhe in der Steilwand. Der Einstieg auf der Rückseite der Bergflanke war nur nach einiger Kraxelei auf versteckten Pfaden zu erreichen, aber die An- strengung wurde mit einem grandiosen Blick über den Steinbruch und Oberkassel bis hin zum Drachenfels und dem Rhein belohnt.
Genau im Mündungsloch des Stollens fanden wir so spät im Jahr noch eine Anzahl Raupen des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae), die sich in der Sonne an einem Kreuzblütengewächs gütlich taten.

Raupe des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae) an einem Kreuzblütengewächs (Brassicaceae). Eine genaue Bestimmung der Pflanze war uns auch wegen des kümmerlichen Wuchses nicht möglich.
Ein Stückchen weiter nördlich findet sich ein versteckter kleiner Tümpel, von dem wir einige Wasserproben genommen haben. Neben einigen Ruderfußkrebsen fanden sich darin auf ins Wasser gefallenen welken Blättern verschiedene Amöben und Trompetentierchen.
Die Wiese vor dem Tümpel zeigte massive Spuren vom nächtlichen Besuch der Wildschweine und einen schönen Bestand vom Gefleckten Lungenkraut (Pulmonaria officinalis).

Der Gemeine Wirbeldost (Clinopodium vulgare) steht noch in voller Blüte (in der Literatur ist die Blütezeit von Juli bis September angegeben).
Der nächste Anlaufpunkt war der
Stenzelberg oberhalb der Klosterruine Heisterbach. Bis 1931 wurde dort Quarz-Latit abgebaut, der dort im späten Oligozän (vor etwa 25 Millionen Jahren) in Form einer Quellkuppe in den Tuff eingedrungen war, ohne diesen zu durchbrechen. Nach der Hebung des Siebengebirges und der Erosion des weichen Tuffgesteins blieb die Latit-Kuppe stehen und wurde schon seit dem 11. Jahrhundert als Steinbruch genutzt. Das dort gebrochene Material wurde unter Anderem beim Bau des Klosters Heisterbach und des Bonner Münsters verwendet.
Heute sieht man noch zwei eindrucksvolle Abbauschluchten und die bekannten freistehenden Umläufer auf der Westseite des Berges. Der Quarz-Latit des Stenzelberges ist bekannt für seine teils recht großen Einschlüsse aus Hornblende.

Vor der wohl verdienten Mittagspause gab es noch einen kurzen Halt an einem sehr schönen kleinen Tuff-Aufschluß gegenüber der Auffahrt zum Petersberg. Dort kann man auf einem guten Quadratmeter Fläche die Entstehung der Tuffschichten des Sieben- gebirges nachvollziehen.
Tuff besteht zu mindestens 75% aus vulkanischen Pyroklasten (Auswurfgesteine vulkanischen Ursprungs) und feinkörnigen Vulkanaschen. Die hier aufgeschlossenen Schichten bestehen unten aus ganz feinem Material, das nur wenige Fremdminerale wie z.B. kleine Hornblende-Kristalle enthält und früher zum Ofenbau genutzt wurde (->
Ofenkaulen). In den höher liegenden Schichten kommen immer gröbere Körnungen von Bims dazu, der sich erst später abgesetzt hat, nachdem er sich mit Wasser voll gesogen hatte und so nicht mehr schwimmfähig war.
Mit Wasser voll gesogen? Die Vulkane des Siebengebirges lagen in ihrer aktiven Phase auf dem Grund eines flachen Meeres und so erfolgten die Ausbrüche - sofern das aufsteigende Magma nicht schon in einer Quellkuppe erstarrte - unter der Wasseroberfläche.
Mittagspause im Haus Drachenloch
Nach der Pause stand als letzter Punkt der Steinbruch Kühlsbrunnen auf dem Programm, der vom Parkplatz am Waldfriedhof Rhöndorf nach einem schönen Spaziergang durch den herbstlichen Wald des Siebengebirges zu erreichen ist. Dort wurde Trachyttuff gebrochen und dabei stieß man mitten im Tuff- vorkommen auf eine dop- pelte Intrusion von Alkali-Trachyt und Basalt, die als unbrauchbar stehen blieb und so heute noch zu sehen ist.
Dabei drang zunächst grauer Alkali-Trachyt in die Tuffablagerung eines früheren Ausbruchs ein und erkaltete dort. In einer noch späteren Phase vulkanischer Aktivität stieg dunkle Basalt-Lava auf und durchbrach den Trachyt in einem ca. einen Meter breiten Gang.

Der Steinbruch Kühlsbrunnen um 1910. Aufnahme aus Johannes Uhlig: Die Entstehung des Siebengebirges; 1914. T = Trachyttuff A = Alkali-Trachyt (erste Intrusion) B = Basaltgang (zweite Intrusion, quasi Intrusion in Intrusion)
Bitte beachten: alle hier beschriebenen Aufschlüsse liegen im Naturschutzgebiet Siebengebirge. Gegen die Mitnahme eines kleinen Handstückes wird niemand etwas sagen, aber Hämmern am anstehenden Gestein ist verboten.
Dünnschliffe der hier angesprochenen Gesteine
Vielen Dank an Prof. Holger Adelmann, in dessen Erläuterungen die Geschichte der Vulkane des Siebengebirges für alle Teilnehmer lebendig wurde.