Wacker Simultanfärbungen mit Rhodamin B

Die Gewöhnliche Robinie ( Robinia pseudoacacia), Probepflanze für die hier gezeigten Färbungen
Rolf-Dieter Müller, vom 19.08.2020
Für die Wacker Simultanfärbung wird als Rotkomponente, die vor- nehmlich lignifizierte Zell- wände anfärbt, Acridinrot genommen. Die anderen Farben sind Acriflavin und Alcianblau, bzw. für eine Variante Acriflavin und Astrablau. Seit letztem Jahr wird das Acridinrot nicht mehr angeboten und so ist man bis zum Aufbrauch vorhandener Bestände angewiesen, einen Farbstoff zu finden, der spezifisch lignifizierte Zellwände färbt.
Dabei kann das Acridinrot mit Erfolg durch Rhodamin B ersetzt werden, und wenn man das Verhältnis vom Acriflavin variiert, lässt sich die Farbwirkung der nicht-lignifizierten Zellwände von grün bis blau beeinflussen. Im Folgenden nun die Beschreibung der entsprechenden Verfahren mit Beispielpräparationen vom Spross der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacacia).
Für die hier gezeigten Färbungen wurden neben dem Rhodamin B die Blaukomponte Alcianblau und Astrablau genommen und jeweils das Acriflavin mit einem Anteil von 1%, 0,5% und 0,2% variiert.
Es wurden Zweigquerschnitte von der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacacia) gefärbt, die so zu Dauerpäpaten präpariert wurden: Zuerst wurden Zweigstücke in AFE fixiert. AFE ist eine Fixierlösung, abgestimmt auf botanisches Material und setzt sich zusammen aus 90 Teile 70% Ethanol, 5 Teile 35% Formaldehydlösung und 5 Teile 100% Essigsäure. Die fixierten Stücke können in 70% Ethanol aufbewahrt werden.
Die dann angefertigten Querschnitte sind ca. 40 µm dick. Verschiedene Schnitte wurden in den Wacker-Simultanfarblösungen jeweils für 12 Minuten gefärbt und anschließend in Wasser von überflüssiger Farbe gewaschen, in 70% Ethanol differenziert und mit 100% Isopropylalkohol entwässert. Der Einschluss zur Erstellung von Dauerpärparaten erfolgte mit Euparal.
Die Wacker-Simultanfärbung werden aus Stammlösungen mit Rhodamin B, Acriflavin und Alcianblau, bzw. für die zweite Variante mit Astrablau (statt Alcianblau) gemischt.
Die Rezepte zu den Stammlösungen
Das Thymol dient der Stabilisierung und erhöht die Haltbarkeit, da die Lösungen nicht so schnell verpilzen.
- Alcianblau Lösung 0,2%
- 0,2 g Alcianblau (Carl Roth Nr. 8 GS)
- Einige Kristalle Thymol
- 2 ml Essigsäure 99%
- 98 ml Aqua dest.
Alcianblau löst sich relativ schlecht in Wasser.
- Astrablau Lösung 0,5%
- 0,5g Astrablau (Chroma Nr. 1B 163)
- Einige Kristalle Thymol
- 100 ml Weinsäure 2%
- Acriflavin Lösung 1%
- 1,0 g Acriflavin (Chroma Nr. 5A 406)
- Einige Kristalle Thymol
- 2 ml Essigsäure 99%
- 98 ml Aqua dest.
- Rhodamin B Lösung 1%
- 1,0g Rhodamin B (Chroma Nr. 1B 367))
- Einige Kristalle Thymol
- 2 ml Essigsäure 99%
- 98 ml Aqua dest.
Die Farbstoffe werden am besten in die sauberen und trockenen Aufbewahrungsflaschen der Stammlösungen eingewogen (Tara-Funktion der Waage). Anschließend erfolgt die Zugabe der Flüssigkeiten. Dann dicht verschließen und gut schütteln. Anschließend kann das Thymol zugegeben werden. In den nächsten Stunden mehrmals gut umschütteln, bis die Farbstoffe komplett gelöst sind. Filtern erübrigt sich nach meiner Erfahrung.
Wacker-Simultanfärbungen mit Rhodamin B, Acriflavin und Alcianblau
Hier die Färbungen mit Alcianblau, die Stammlösung des Acriflavins muss für die jeweiligen Stufen entsprechend verdünnt werden.
Alcianblau, Variante 1

Simultanfarblösung (var. Alcianblau) mit 1% Acriflavin
1 Teil 1%ige Rhodamin B-Lösung +
1 Teil 1%ige Acriflavinlösung+
10 Teile 0,2%ige Alcianblaulösung
Für diese Färbung wurde der Anteil Alcianblau erhöht. In der Regel werden 4 Teile genommen, hier sind es 10 Teile.
Alcianblau, Variante 2

Simultanfarblösung (var. Alcianblau) mit 0,5% Acriflavin
1 Teil 1%ige Rhodamin B-Lösung +
1 Teil 0,5%ige Acriflavinlösung +
4 Teile 0,2%ige Alcianblaulösung
Alcianblau, Variante 3

Simultanfarblösung (var. Alcianblau) mit 0,2% Acriflavin
1 Teil 1%ige Rhodamin B-Lösung +
1 Teil 0,2%ige Acriflavinlösung +
4 Teile 0,2%ige Alcianblaulösung
Wacker-Simultanfärbungen mit Rhodamin B, Acriflavin und Astrablau
Hier die Färbungen mit Astrablau, die Stammlösung des Acriflavins muss für die jeweiligen Stufen wieder entsprechend verdünnt werden.
Astrablau, Variante 1

Simultanfarblösung (var. Astrablau) mit 1% Acriflavin
1 Teil 1%ige Rhodamin B-Lösung +
1 Teil 1%ige Acriflavinlösung +
2 Teile 0,5%ige Astrablaulösung +
2 Teile dest. Wasser
Astrablau, Variante 2

Simultanfarblösung (var. Astrablau) mit 0,5% Acriflavin
1 Teil 1%ige Rhodamin B-Lösung +
1 Teil 0,5%ige Acriflavinlösung +
2 Teile 0,5%ige Astrablaulösung +
2 Teile dest. Wasser
Astrablau, Variante 3

Simultanfarblösung (var. Astrablau) mit 0,2% Acriflavin
1 Teil 1%ige Rhodamin B-Lösung +
1 Teil 0,2%ige Acriflavinlösung +
2 Teile 0,5%ige Astrablaulösung +
2 Teile dest. Wasser
Das Acriflavin färbt in allen Bereichen, d.h. es beeinflusst die Farbwirkung von lignifizierten Zellwänden ins rot bzw. orange und nicht-lignifizierten Zellwänden ins grün bzw. blaugrün. Je nach beigemischter Menge können sehr verschiedene Farbeindrücke erzielt werden.
Aber wie immer gilt: auch das jeweilige Probenmaterial und die verwendete Fixierung haben starken Einfluss auf die jeweilige Ausprägung der Färbung.
Literatur
[1] Wacker für alle - neue Simultanfärbungen
auf Basis der W3A Färbung von Robin Wacker
Rolf-Dieter Müller & Jörg Weiß, MKB
Hier auf unserer Webseite
[2] Dörnberg VII (W-Asim III) - eine neue botanische Färbung
Rolf-Dieter Müller & Jörg Weiß, MKB
Hier auf unserer Webseite
[3] Botanische Färbungen im Vergleich
Jörg Weiß, MKB
Hier auf unserer Webseite