Anmerkungen zum menschlichen Haar
Marion Schemann, vom 16.08.2011
Unter der eher unscheinbaren Oberfläche eines Kopf- oder Gesichtshaars verbirgt sich eine komplexe Struktur. Das folgende Bild zeigt die unter- schiedlichen Schichten des menschlichen Haars.
Menschliches Barthaar im Bereich der Haarwurzel (Längstschnitt), Schnittdicke ca. 5µm, Färbung Mallory 1900, Objektiv: N-Achroplan 20x.
Das Haar selbst besteht aus abgestorbenen Zellen, die in drei Schichten angeordnet sind: außen wird es von der Schuppenschicht (Cuticula - Haarkutikula) umschlossen. Sie ist einige Zelllagen dick ist und die verhornten Zellen liegen schuppenförmig aneinander.
Es folgt die Haarrinde (auch Cortex oder Faserschicht), die den größten Teil der Haarsubstanz ausmacht. Auch hier sind die langgestreckten, ca. 5 µm dicken Zellen abgestorben. Sie enthalten je 20 bis 30 Faserbündel (Makrofibrillen), die ihrerseits aus Mikrofibrillen gebildet werden. Die Grundsubstanz dieser Fasern bilden spiralige Keratinmoleküle. Die Fasern sind untereinander über Schwefelbrücken verbunden und mechanisch miteinander verdrillt. Die Zellen der Rinde sind in eine Art Kitt eingebettet, der aus isotropen Keratin besteht und maßgeblich für die Festigkeit des Haares verantwortlich ist.
Das hier gezeigte Barthaar hat in der Mitte einen Bereich, der aus unregelmäßig angeordneten Zellen besteht und auch Hohlräume enthalten kann. Dies ist das Mark (auch Medulla), das bei dünneren Haaren auch fehlen kann.
Das Haar wird in der Haarpapille gebildet. Diese ist eine Einstülpung der Oberhaut, an deren Boden die Haarwurzel liegt. Diese ist von verschiedenen Zellschichten (Huxlesche Schicht, Henlesche Schicht, polyedrische Zellen) umgeben, die das Haar formen und einfärben. Die an der Wurzel gebildeten Zellen werden nach oben aus der Haut heraus geschoben und sterben dabei ab.
Haarwurzel in der Aufsicht (Aufnahme unter dem Stereomikroskop), auch hier ist der schichtförmige Aufbau zu erkennen.
Mikroskopiert man Haare ohne sie zu schneiden, sieht man im Auflicht oder mit schiefer Beleuchtung die Schuppung des Haares. Die Schuppen sind die Zellen der Scheidenkutikula (Cortex), die wie die abgeschnittenen Blätter einer Palme vom Haar abstehen. Die Schuppen sind so deutlich zu sehen, weil sie beim Ablösen von der nächsten Schicht noch auseinander gezogen werden.
Menschliches Barthaar im Dunkelfeld. An der Grenzfläche zwischen dem Haar und der Haarscheide (hier leuchtend gelb) kann man deutlich die Ablösung der Cortexzellen erkennen. Schnittdicke ca. 5 µm, Färbung Mallory 1900, Objektiv: N-Achroplan 20x.
Hier ein Querschnitt durch die Haarpapille eines Kopfhaares, der sofort deutlich macht, warum man auch von der Haarzwiebel spricht.
Literatur:
[1] Atlas der normalen mikroskopischen Anatomie
Clara/Herschel/Ferner, U&S 1973 (S. 334-337)
[2] Haar und Haarkrankheiten
Constantin E. Orfanos (Hrsg.), Fischer 1979