Der Stechapparat der Hornissen
Horst-Dieter Döricht, vom 31.10.2014
Die Hornissen (Vespa cabro) zählen in Deutschland zu den geschützten Arten. Sie werden größer als Wespen und können in der Panik leicht mit Ihnen verwechselt werden. Eine Hornisse kann bis zu 25 Millimeter lang werden, ihre Königin erreicht stattliche 35 Millimeter. In Ihren Nestern leben bis zu 800 Artgenossen, die vehement ihr Nest verteidigen. Sie greifen sehr schnell und aggressiv an, wenn sich jemand ihrer „Burg“ nähert.
Ein Hornissenstaat lebt einjährig. Im späten Herbst werden im Staat nur noch Hornissendrohnen und Jung-Königinnen aus Larven geboren. Diese „Geschlechtstiere“ genannten Artgenossen, begatten die jungen Königinnen, die in geschützten Ritzen und unter Rinden von Bäumen überwintern und im Frühjahr einen neuen Staat gründen. Die alte Königin verlässt nach Ablegen der Larven das Nest und stirbt einsam in der Wildnis.
Die Arbeiterinnen pflegen die Larven und die Geschlechtstiere noch bis Anfang November und verlassen dann das Nest um zu sterben. Das Nest wird komplett aufgegeben und im nächsten Jahr nicht mehr besiedelt.
Bild 2: Frontalaufnahme vom Kopf einer Hornisse aus dem Rhein-Main-Gebiet bei 12,5-facher Vergrößerung.
Hornissen bevorzugen als Nahrung für ihre Larven eiweißhaltige Stoffe. Sie machen sich über Insekten und Wespen her und mögen keine Süßigkeiten. Sollte doch einmal Hornissen an einem Kuchenteller auftauchen so sind sie mit Sicherheit hinter den Wespen her, die sie mit Ihren Mundzangen (Mandibeln) regelrecht zerlegen und abtransportieren. Ein Hornissenstaat frisst in seinem einjährigen Lebenszyklus mehrere Kilo Schadinsekten. Unter Anderem auch Raupen, Fliegen und Bremsen.
Die adulten Tiere ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften, die sie an Baumwunden aufnehmen oder sich durch Nagen an jungen Ästen beschaffen. Außerdem befressen sie im Spätsommer auch Fallobst.
Bild 3: Ocellen auf der Kopfoberseite einer Hornisse
Der Stich einer Hornisse ist im Allgemeinen sehr gefürchtet. Das hängt vermutlich mit ihrer Größe und ihrem Verteidigungsverhalten zusammen und ist eigentlich unbegründet. Die Hornissen haben zwar einen größeren Stachel, ihr Stich ist aber bei weitem nicht so gefährlich wie der einer Biene oder einer Wespe, weil ihr Gift weniger toxisch ist. Das Gift der Hornisse enthält Acetylcholin das eine ätzende Wirkung im Stichkanal hat und dadurch deutlich mehr Schmerzen verursacht als ein Wespenstich. Ein Allergischer Schock kann die Folge sein. Der größere Stachel dürfte daher beim Schmerzempfinden nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Der volkstümliche Satz: „Drei Hornissenstiche töten einen Menschen“ ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen absoluter Unsinn. Wespengift und Bienengift sind erheblich gefährlicher für einen Menschen.
Bei der Präparation wurde besonderes Augenmerk auf den Stechapparat gelegt. Hierbei handelt es sich um einen dicken chitinfarbenen Außenstachel in den ein langes Rohr endet an dessen Spitze sich der eigentliche Giftstachel befindet. Dieser wir beim Stich durch den Außenstachel geführt. Dabei werden die beiden Giftblasen geleert. Das geschieht durch eine Art Hebelbewegung die durch einen Muskel erfolgt, der an den Außenbögen des Stechapparates sitzt. Das Gift wird erst unmittelbar vor dem Stich im Eingangstrichter des Giftkanals angemischt. Auf den Bildern 10a und 10b sehen wir den dicken Außenstachel, der hier geschützt in der Abodomenhälfte liegt. Auf dem Bild 10c sieht man den inneren Giftstachel, der voll ausgefahren ist. Die Stichtiefe einer Hornisse kann fast vier Millimeter betragen.
Der Stechapparat unter dem Mikroskop
Es wurden bisher im Internet noch keine derartigen Bilder eines heraus präparierten Stechapparates eine Hornisse gefunden. Bisher konnte mir keiner der Bienen oder Wespenforscher etwas dazu sagen. Weder von der Wespenschutz- noch von der Hornissenschutz-Gesellschaft konnte ich sachdienliche Hinweise bekommen. Alles was man im Internet über die Stech- und Stachelfunktionen findet, sind Hinweise über Wespen und Bienenstachel. Man vermutet, dass der Stechapparat einer Hornisse genau so funktioniert. Das dürfte aber mit diesen Bildern wiederlegt sein. Außerdem entsteht der Eindruck dass viele Informationen über den Stechvorgang voneinander abgeschrieben werden.
Ein seltsamer Fund
Bild 11: Der hier gezeigte Blattkäfer befand sich im Verdauungstrakt der Hornisse. Es ist zu vermuten, dass diese über kurz oder lang an dem Käfer eingegangen wäre, da der Käfer sich sicher nicht im Verdauungssaft zersetzt hätte. Wie der Käfer dort hin gekommen ist, bleibt dem Autor ein Rätsel, da er zu groß für ein Verschlucken am Stück ist ...
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