Spinnennetzfäden - Der Weg aus der Natur auf den Objektträger
Anton Berg,
vom 06.05.2013
Spinnen und ihre Netze werden von vielen Menschen bewundert und nicht nur das: ihre Gifte macht man sich pharmazeutisch zu Nutze und die hoch elastischen Spinnfäden möchte man technisch anwenden oder nachbauen. Mit Interesse verfolge ich die diesbezügliche Literatur. Mikroskopisch auf den Plan gerufen hat mich hier Stephen Dalton, Tierfotograf, Engländer, mit dem Werk „Spinnen, die erfolgreichen Jäger“. Er beschreibt die Fadendicke ab ¼ µm aus fasrigem Protein. Fasriges Protein lichtmikroskopisch sichtbar zu machen, habe ich mir sofort aus dem Kopf geschlagen aber ¼ µm dicke Spinnfäden wollte ich sehen, was problemlos möglich ist.
Wie das aber anstellen? Es gab mehrere Versuchsgenerationen, Teile von Spinnennetzen auf einen Objektträger aufzuziehen, deren Letzte ich hier vorstellen möchte. Sie beinhaltet gleichfalls die Möglichkeit, Spinnfäden anzufärben.
Man benötigt einen Käscher, eine Maske, eine Sprühflasche, Farbstoff und einen Stempel.
Der Käscher besteht aus einem ca. 3 mm dicken Draht, Rahmengröße etwa 12 x 15 cm, mit nach unten abgewinkeltem Griff. Damit das Netz später sicher anhaftet, ist der Draht des Rahmens mit einer passend zugeschnittenen doppelseitigen Klebefolie umwickelt. Diese behält ihre "Klebekraft" recht lange und kann bei Bedarf einfach ersetzt werden.
Der Griff ist so gestaltet, dass er auf eine Grundplatte gesteckt werden kann. Mit zwei gespreizten Drahtenden behält er die fixierte Position.
Die Maske dient beim Besprühen mit Farbstoff dem Schutz des beklebten Käschers. Ich habe steifen Karton gewählt, mit an die Käschergröße angepasstem Ausschnitt, eigener Stütze für sicheren Stand und einer Höhe, die sicher stellt, dass die Maske dicht über dem Käscher liegt, ohne diesen zu berühren.
Als Farbstoff verwende ich das fluoreszierende Acriflavin in der aus der Wackerfärbung bekannten Konzentration von 1%.
Der Stempel dient der Aufnahme eines normalen Objektträgers, seine Grundfläche ist etwa 45 x 95 mm groß. 19 mm Tischlerplatte z.B. ist geeignet. Auf der Grundfläche ist mittig ein Objektträger einschließlich der Kennzeichnung der Beschriftungsfläche dargestellt. In der Objektträgerfläche wird die zuvor beschriebene Klebefolie etwa 2 x 2 mm zum Anhaften des Objektträgers aufgetragen. An den vier Seiten wird ebenfalls Klebefolie aufgetragen, jeweils etwa 4 mm breit auf der Oberseite und seitlich darunter (über Eck) zum Anhaften des Spinnennetzes. Zur leichteren Handhabung des Stempels steckt an der Unterseite ein Stab.
Das „Werkzeug“ ist beschrieben und nun zur Anwendung.
Spinnennetze sind nicht immer einfach zu erkennen. Es kommt auf den Lichteinfallwinkel an. Den muss man finden. Sicher, ohne Hals und Beinbruch, geht man vor bei bequemem Stand auf dem Boden. Ein ausgewähltes Netz sollte zunächst genau betrachtet werden um einen Netzbereich auszusuchen. Man kann nun schon entscheiden, welcher Netzbereich, z.B. eine Speiche oder das dichtere Zentrum eines Netzes letztendlich auf den Objektträger übertragen werden soll. Mit etwas Geschick drückt man den Käscher möglichst gleichmäßig gegen das Spinnennetz.
Dabei bitte ich persönlich die Spinne, die man meist nicht sieht, um Entschuldigung. Bisher ist es dabei aber noch nicht zu einem Dialog gekommen.
Es wird klar, mit einem Käscher kann man ein Netz aufnehmen. Und wenn man sich in der Landschaft, fern der häuslichen Arbeitsgefilde befindet, muss man den Käscher zum Transport sichern.
Sofern das Netz gefärbt werden soll, wird der Käscher aufgestützt, maskiert, besprüht und Trocknen lassen. Eine feine Düse ist vorteilhaft.
Den Stempel drückt man nun von unten in den Netzbereich, der auf dem Objektträger erscheinen soll. In aller Regel verläuft die Prozedur erfolgreich.
Und das kommt dabei raus ...
Als Letztes ist Eindecken und Beschriften angesagt. Bei meinen ersten Überlegungen dachte ich, Aquatex sei zwingend, was nicht der Fall ist. Lösungsmittelhaltige Eindeckmittel wie Entellan oder Euparal schaden dem Protein der Spinnfäden nicht. Auch nach mehr als zwei Jahren habe ich bei beiden noch keine Artefakte beobachten können.
Weitere Bilder von Spinnennetzen finden Sie in der
Galerie.