Serritaenia sp. - Grünalgen mit Sonnenschirm
Thilo Bauer, vom 20.04.2023
Echte Algen finden sich praktisch überall wo es Wasser gibt, im Wasser und auf dem Land. Auf dem Land lebende Algen besie- deln Steine, Moose, und höhere Pflanzen. Sie stellen sich besonderen Herausfor- derungen und gelten als die Vorfahren der Landpflanzen.
Eine Jochalge hat eine besondere Strategie entwickelt: Serritaenia sp. Diese Gattung wächst als Aufsitzer auf Moospolstern und gibt diesen eine meist schwärzliche Färbung. Die Färbung ist Folge einer besonderen Strategie der Alge, denn sie hat einen Sonnenschutz für Protisten entwickelt. In einer gallertigen Hülle wird ein besonderer Farbstoff abgesondert, der wie ein Schirm gegen die intensive Sonneneinstrahlung wirkt. Die Entdeckung dieses Sonnenschutzes wurde kürzlich von Anna Busch und Sebastian Hess erstmals veröffentlicht.
Die ist Gattung Serritaenia wurde zur Alge des Jahres 2023 gekürt, eine genauere Beschreibung findet sich auf den Webseiten der Universität Köln:
Serritaenia, Alges des Jahres 2023
Bild 1: Manche Moospolster, wie diese hier in der Heide rund um das NSG Heilige Meer, sind oft von schwarzer Farbe und sehen irgendwie "verbrannt" aus. Das Gegenteil ist der Fall. Ursache der Färbung ist nämlich eine einzellige Jochalge die hier als Aufsitzer auf dem Moos wächst und weniger verbrannt ist, als vielmehr einen Sonnenschirm spendet.
Bild 2: Mikroskopisches Bild der Alge: In der Gallerthülle, die die Algezelle umschließt und die sie vermutlich auch vor dem Austrocknen schützt, ist in Richtung der Einfallsrichtung des Lichts eine Verdunklung durch ein Farbpigment erkennbar (Pfeile). Es filtert bestimmte Lichtwellenlängen heraus und reduziert so die intensive Lichteinstrahlung. Diese Alge hat eine Art Sonnencreme erfunden.
Übrigens: Die Frage, ob es sich um einen Sonnenschutz handeln könnte, wurde vor einigen Jahren im Rahmen eines Vortrags von Anna Busch auf der Kornrade in Würzburg als eine mögliche Mutmaßung und Interpretation der Färbung aus dem Auditorium der Amateurmikroskopiker aufgeworfen und nun in diesem Sinne positiv bestätigt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die mögliche Ursache der Färbung unklar gewesen und Anna nutzte die Schwarmintelligenz der Anwesenden aus allen Disziplinen der Mikroskopie, um mögliche Ideen zu hinterfragen. Ich freue mich, dass Anna Busch nun einen Beleg veröffentlichen konnte.
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