Der Ciliat Nassulopsis elegans
Thilo Bauer, vom 27.07.2019
Nassulopsis elegans (Foissner, 1994) ist von weit über 5.000 bekannten Arten der Wimpertiere, (Phylum: Ciliophora). Nassulopsis elegans besitzt mehrere Synonyme, unter anderem seinen ursprünglichen Namen: Nassula elegans (Ehrenberg, 1833, vgl. auch Kahl, 1931). Verschiedentlich wurden in Foren schon DIC Aufnahmen gezeigt. Diese werden jedoch der bunten Erscheinungsform des hübschen Ciliaten kaum gerecht, wie ich finde. Bereits Kahl beschreibt die typisch bunte Erscheinungform, die die Bestimmung eigentlich recht einfach macht. Kahl beschreibt einige Arten von Nassula. McNally (1926) beschrieb den Lebenszyklus von Nassulopsis elegans und führte zwei Arten zusammen, nämlich Nassula elegans und Nassula ornata. Diese beiden Erscheinungsformen von Nassulopsis elegans entsprechen offenbar zwei verschiedenen Phasen des Lebenszyklus, ähnlich, wie wir es auch von Prorodon ovum kennen. Demnach ist Nassula ornata ebenfalls nur ein Synonym.
Nassolopsis elegans ist ein länglicher Ciliat von etwa 200-300 µm Länge, dessen einmalig farbige Erscheinung sicherlich auf seine bevorzugte Nahrung zurückzuführen ist. Charakteristisch sind die oft am Vorderende zu findenden, dunkelblauen Zelleinschlüsse, die das Aussehen eines "dunkelblauen Auges" verleihen. Nassulopsis elegans ernährt sich vorwiegend von Cyanophyceen, wie Oscillatoria, die ihm die unverwechselbare blau-gelbe Farbe geben. Bei den hier gezeigten Exemplaren sind ebenfalls gefressene Grünalgen bei den frisch gefangenen Individuen zu finden. Der Ciliat besitzt seitlich eine trichterförmige Reuse, über die er seine Nahrung aufnimmt. Diese Reuse sitzt bei Nassulopsis elegans seitlich im vorderen Viertel der Zelle und nicht vorne, wie bei Prorodon oder Holophrya Arten. Ein weiteres Erkennungsmerkmal von Nassulopsis elegans sind mehrere, meist fünf kontraktile Vakuolen, die in einer Reihe entlang der Zelle sitzen. Der Makronucleus ist länglich, begleitet von mehreren Micronuclei, die dicht anliegen. Letztere sind lichtmikroskopisch praktisch nicht erkennbar und nur in Färbung nachzuweisen.
Aufnahmedaten: Zeiss AxioLab.A1, Plan-Neofluar 40/0,75, schiefe Beleuchtung (LED Beleuchtung), Canon EOS 77D. Fluoreszenzfärbung mit UV Anregung 385 nm, Färbung mit Hoechst & Acridinorange.
kV: kontraktile Vakuole
Ma: Macronucleus
Mi: Micronucleus
Re: Reuse
Bild 1

Die Typusaufnahme zeigt die tintenblauen und orange-gelben Organellen, die dem Ciliaten nach einer Hungerphase über Nacht seine typische Farbe geben. Ferner ist im vorderen Viertel die seitlich an der Zelle sitzende Reuse gut erkennbar.
Bild 2

Die frisch gefangenen Individuen haben sich wohl auch an Grünalgen satt gefressen. Links: Bei gut genährten Exemplaren sind die tintenblauen Organellen in einer dichteren Gruppe am Kopfende konzentriert und verleihen das Aussehen eines dunkelblauen 'Auges' (rechts oben ist das Vorderende in der linken Abbildung). An diesem Auge ist der Ciliat bereits bei schwächerer Vergrößerung (10- 20x) zu erkennen. Dieses blaue 'Auge' verliert sich nach einer Hungerphase und die Organellen verteilen sich im Körper. Dann ist der Ciliat an seiner Reuse und den Vakuolen zu erkennen (vgl. Bild 1,3). Rechts: Begegnung mit einem noch nicht näher bestimmten Dileptiden.
Bild 3

Kennzeichnend für N. elegans sind mehrere (fünf) kontraktile Vakuolen, welche nicht immer sichtbar sind. Man achte auf die Drehungen der Tiere, und passe die richtige Fokuslage ab, bis die kontraktilen Vakuolen erkennbar sind.
Bild 4

Fluoreszenzfärbung zum Nachweis der Micronuclei.
Literatur
Foissner et al., 1994. Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems. 3. Band des "Ciliatenatlas", S. 430ff.
A. Kahl, 1931. Urtiere oder Protozoa. 2. Band. Gattung Nassula S. 216ff.
Bildquellen