Closterien aus Norddeutschland
Abb. 1: 1. Entnahmestelle: Ewiges Meer, südlich von Dornum und Westerholt gelegen
Rudolf Krönung, vom 01.12.2013
Auf meiner Suche nach Closterien nutzte ich bei der Durchreise durch Norddeutschland die Gelegenheit, um einige Proben zu nehmen, deren Ergebnisse hier kurz vorgestellt werden sollen:
Proben nahm ich am Ewigen Meer (auch Ewersmeer), am Friedeburger Tief und aus einem kleinen Moorsee in der Nähe der Thülsfelder Talsperre. Die Probennahme erfolgte am 29.10.2013.
Hier die Koordinaten der Entnahmestellen:
- Probenentnahmestelle (Ewiges Meer) bei ca. 53°33'09,18"N, 7°25'48,84"O, pH-Wert bei 5
- Probenentnahmestelle (Friedeburger Tief) bei ca. 53°26'41,64"N, 7°49'59,16"O, pH-Wert bei 5,5
- Probenentnahmestelle (Moorsee in der Nähe der Thülsfelder Talsperre) bei ca. 53°54'57,75"N, 7°56'01,40"O, pH-Wert bei 4,6
Abb. 2 & 3: Die beiden anderen Entnahmestellen
An allen drei Probenstellen wurde das Probenmaterial durch wiederholtes Filtern mit dem Planktonnetz aufkonzentriert.
Im Ewersmeer hatte ich im Verlaufe eines Jahres schon 2 mal Proben genommen, ohne Closterien zu finden. Diesmal fand sich Cl. pronum, wenn auch nicht in großer Zahl.
Dafür konnte ich im Friedeburger Tief neben einem Exemplar von Cl. ralfsii var. hybridum eine zahlreichere Gruppe von Cl. pronum fischen. Auch in dem Moorsee bei der Thülsfelder Talsperre fanden sich einige Exemplare von Cl. pronum, außerdem aber eine überraschend große Population von Cl. setaceum und ein Exemplar von Cl. striolatum.
Alle Maßbalken auf den Abbildungen entsprechen 20 µm.
Abb. 4 Closterium ralfsii [Bréb. ex Bréb.] var. hybridum [Rabenh.], DIC, Objektiv 40x
Die deutlichen symmetrischen Segmentierungen (Abb. 4) sind keine Gürtelbänder, sondern Chloroplaststrukturen. Die Zellwandstreifung ist mit Immersion gut zu erkennen (Abb. 5). Im vorliegenden Fall sind es 13 Str./10 µm. Sie reicht bis an den Apex heran (Abb. 7). Im Apexbereich ist die Streifung dichter (ca. 18 Str./10 µm), aber nicht in Punkte oder Striche aufgelöst, wie bei John u. Williamson (2009) beschrieben. Eine interne apikale Wandverdickung, die bei dieser Spezies vorkommen soll, ist nicht zu beobachten (Abb. 6 und 7).
Abb. 5 Closterium ralfsii [Bréb. ex Bréb.] var. hybridum [Rabenh.], DIC, Objektiv 63x Öl
Abb 6 & 7 Zellenden (Apizes) von Closterium ralfsii
Die Korpusform von Cl. pronum var. pronum ist ziemlich variabel, was die nachfolgenden Abbildungen zeigen. Der chloroplastfreie Raum im Bereich der Zellenden ist i.d.R. beträchtlich und kann gekammert sein (Abb. 9 u. 13). Mitunter kleben mehrere Exemplare aneinander (Abb. 14):
Abb. 8 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (1a), DIC, Objektiv 40x
Abb. 9 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (6a), DIC, Objektiv 40x
Abb. 10 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (1b), DIC, Objektiv 20x (aus 10 Schichten gestackt)
Abb. 11 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (4b), DIC, Objektiv 40x
Abb. 12 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (5b), DIC, Objektiv 40x (aus 3 Schichten gestackt)
Abb. 13 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (7b), DIC, Objektiv 40x (aus 2 Schichten gestackt)
Abb. 14 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (11b), DIC, Objektiv 20x
Abb. 15 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (1c), DIC, Objektiv 40x (aus 4 Schichten gestackt)
Abb. 16 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (1c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 17 Closterium pronum [Bréb.] var. pronum (3c), DIC, Objektiv 40x
Cl. setaceum ist normalerweise aufgrund seiner Dimensionen eindeutig von Cl. kuetzingii zu unterscheiden. Eine gewisse Variabilität der Korpusform ist gegeben, wie die nachfolgenden Bilder z.T. zeigen. Sigmoide Formen (Abb. 18) sind nicht selten:
Abb. 18 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (1c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 19 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (4c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 20 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (5c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 21 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (15c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 22 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (21c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 23 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (25c), DIC, Objektiv 40x
Abb. 24 Closterium setaceum var. setaceum [Ehr. ex Ralfs] (39c), DIC, Objektiv 63x-Öl
Der Endporus ist normalerweise kaum oder nicht zu erkennen. Auf der mit Immersion erstellten Abbildung 24 kann man den Endporus schwach als interne Verdickung erkennen.
Die Abundanz der Population von Cl. setaceum war beträchtlich. In einem Präparat zählte ich unter dem Deckglas (24 x 60 cm) über 850 Exemplare.
Closterium striolatum var. striolatum hat echte Gürtelbänder, die bei diesem Exemplar nicht gerade gut zu erkennen sind. Man kann sie am Zellrand ausmachen (Abb. 26). Aber erst die chloroplastfreie Zellhülle lässt die in diesem Fall schwach konturierten Gürtelbandabgrenzungen zweifelsfrei erkennen (Abb. 27).
Abb. 25 Closterium striolatum var. striolatum [Ehr. ex Ralfs] (1c), Objektiv 20x
Abb. 26 Closterium striolatum var. striolatum [Ehr. ex Ralfs] (1c), Objektiv 40x
Abb. 27 Closterium striolatum var. striolatum [Ehr. ex Ralfs] (1c), Objektiv 63x Öl
Abb 28 & 29: Zellenden (Apizes) von Closterium striolatum var. striolatum
Die Apizes sind abgeflacht-gerundet und zeigen sowohl am Ende als auch seitlich leichte Zellwandverdickungen, wodurch die Apexform etwas ange- schwollen wirkt.
Literatur
[1] Die Desmidiaceen Mitteleuropas
Jirì Růžička, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, 1971.
[2] Das Leben im Wassertropfen
Streble / Krauter, Kosmos, 12. Auflage 2010.
[3] Die Closteriumalge und ihre Bestimmung
Rudolf Krönung, MKB Vortrag 2013.
[4] Dieser Artikel als PDF zum Herunterladen
Rudolf Krönung, 2013.
Bildquellen