Nickelerz aus dem Grubenfeld "Gläser"
Prof. Holger Adelmann, vom 17.04.2012
Im Grubenfeld "Gläser" am bewaldeten Hang südlich des "Enwuch" bei Bad Endbach-Günterod wurde in den 1950er Jahren nach Bunt- metall-Erz geschürft. Es fanden sich nickelhaltige Erzlinsen in einem unter- karbonischen Meta-Basalt (genauer: pikritischer Meta-Dolerit), der einst unter- irdisch als so genannter Lagergang in verfestigte Meeres-Sedimente des älteren Devon-Zeitalters eingebrochen (intrudiert) ist.
Die Prospektion wurde als wirtschaftlich unrentabel eingestuft und der Schurf somit schnell wieder aufgegeben.
In dem topographischen Kartenwerk der Region weisst nichts mehr auf ein Bergwerk hin, lediglich in der tektonischen Spezialkarte zur Geologischen Karte 1:25.000 Blatt Oberscheld, ist es mit dem Namen und einem Stollen einge- zeichnet und in den Erläuterungen zur Geologischen Karte kurz erwähnt.
Aufgrund der genauen Angaben konnte der Schurf recht schnell aufgefunden werden. Alte, verfallene Stollenmünder liegen an einem steilen Hang zwischen zwei parallel verlaufenden Waldwegen. Im Bereich der alten Grabungen finden sich die erwähnten, im Laufe von Jahrmillionen umgewandelten ehemaligen Basaltgesteine, die hier vor mehr als 60 Jahren an die Erdoberfläche gefördert wurden.
Beim Aufschlagen der Stücke finden sich recht oft haselnussgroße Erzlinsen im Gestein, welche manchmal einen frischen Eindruck machen, andererseits aber auch durch Oxidation und unter Wassereinfluss verändert sind. Eine solche frische Erzlinse wurde im nachfolgenden angeschliffen und poliert, und dann unter dem Mikroskop im auffallenden Licht fotografiert.
Man sieht sehr interessante Verwachsungen verschiedener Erzmineralien, die in unterschiedlichen Farben auffallen: es gibt große Flächen eines weißlichen (Pyrit), sowie eines hellgelben Erzes (Kupferkies). Auch sind etwas kleinere Flächen eines hellgrauen, sowie - deutlich seltener - eines hellblau erschei- nenden Erzes zu sehen.
Zum Vergleich hier Aufnahmen von einem Dünnschliff des gleichen Materials.
Eine kleine Anekdote zum Schluss: Die Metallnamen Nickel und Kobalt stammen aus dem alten Bergbau des Mittelalters. Auf der Suche nach den bekannten und begehrten Silber- und Kupfererzen fanden die Bergleute damals manchmal viel versprechende Erze, aus dem sich jedoch einfach kein Silber oder Kupfer erschmelzen lassen wollte.
Heute weiß man, dass manche Nickelerze (z.B. Rotnickelkies) und Cobalderze einigen Kupfer- bzw. Silbererzen äußerlich sehr ähnlich sein können. Damals kannte man noch nicht so viele Metalle, aber eine Erklärung war schnell gefunden: die allseits bekannten und berüchtigten Berggeister ("Nickel") bzw. Kobolde hatten das Erz verzaubert und somit unbrauchbar gemacht.
Alle Aufnahmen, soweit in der Bildunterschrift nicht anders benannt, von Prof. Holger Adelmann.
Nachtrag
Die MKB Exkursion zu den Aufschlüssen der Dillmulde führte uns auch wieder zum Grubenfeld Gläser und nach ein wenig Schürfen bei den alten Mundlöchern der Versuchsstollen konnten wir einige schöne erzhaltige Stücke bergen. Stefan Örtel - einer der Teilnehmer - hat davon Anschliffe gemacht und reflexionsspektroskopisch untersucht, was ihm eine genauere Bestimmung der Erze erlaubt. Seine Ergebnisse stellt Stefan im Mikroskopieforum vor, hier der Link:
Anschliffbilder und Spektroskopische Untersuchung von den Erzen des Grubenfeldes Gläser
Und mit Stefans freundlicher Genehmigung auch eines seiner Bilder mit der Benennung der gefundenen Erze:
Erze in Meta-Basalt aus dem Grubenfeld Gläser. Auflichtaufnahme vom polierten Anschliff. Klick zum vergrößern des Bildes.
- Chalcopyrit
Kupferkies, ein Kupfereisenerz, benannt nach gr. chalkos = Kupfer und gr. pyros = Feuer. Es handelt sich um Kupfereisensulfid: CuFeS2.
- Millerit
Nickelkies oder Haarpyrit, Nickel(II)sulfid: NiS.
- Ullmannit
Nickelantimonkies, ebenfalls ein sulfidisches Nickelerz mit der Summenformel NiSbS.
- Pyrit
Das bekannte Katzengold; Eisen(II)disulfid: FeS2.
Literatur
Geologische Karte von Hessen 1:25.000 (GK25)
Blatt 5216: Oberscheld