Meteoriten-Staub aus der Atacama Wüste
Abb. 1: Die ESO Sternwarte in der Atacama-Wüste
Horst-Dieter Döricht, vom 15.12.2013
In der Umgebung der ESO Sternwarten in Chile wurden Sandproben genommen, die bei näherer Untersuchung faszinierende Einblicke in den Mikro- und Makrokosmos gaben.
Das Gelände der größten Sternwarten-Anlage der Welt liegt in 5000 m Höhe auf einem Plateau welches zur Atacama Wüste gehört. In diesem Gebiet herrschen tagsüber Temperaturen über 40°Celsius, während die Temperatur nachts auf minus 15°Celsius abkühlt. Die Luftfeuchtigkeit in diesem Gebiet liegt bei drei Prozent. Neu angekommene Wissenschaftler, die dort arbeiten, müssen alle 7 Minuten einen Atemzug Sauerstoff über Atemtrichter inhalieren, um keine gesundheitlichen Schäden davon zu tragen. Der Sauerstoff befindet sich in Behältern die, groß wie Haarspraydosen, am Gürtel ihrer Anzüge mitgeführt werden, während sie in den Aussenbereichen der Observatorien arbeiten.
Von einem der wissenschaftlichen Mitarbeiter stammt die hier besprochene Sandprobe, die er aus der Umgebung des Stationsgeländes genommen hat. Insgesamt wurden 2Kg Sand an verschiedenen Orten als Proben mitgebracht.
Die Untersuchung dieser Proben unter dem Mikroskop verlief anfangs recht unspektakulär, da es sich nur um sehr feinen Sand handelte, wie er auch an den Küsten der tropischen Urlaubsgebiete zu finden ist. Erst als wir den Sand mit einem sehr starken Magneten durch rührten wurde es interessant. Unter dem Mikroskop erscheinen winzig kleine, glänzende Kügelchen, die so gar nicht ins Sandbild passten. Die Kügelchen hatten einen Durchmesser von 0,3 bis 0,5 mm und besaßen eine hochglänzende Oberfläche.
Diese Kügelchen hafteten so stark an dem Magneten, dass es sich nur um reines Eisen handeln konnte. So entstand allmählich der Verdacht, dass diese Kügelchen aus einer Ansammlung von Meteoriten-Staub stammen mussten.
Abb. 2: Übersichtsaufnahme von der Sandprobe mit 25-facher Vergrößerung (Leitz Summar f = 25 mmm)
Expertenschätzungen zu Folge fallen täglich mehrere Tonnen Meteoriten Materie auf die Erde. Die Schätzungen schwanken zwischen sieben und vierzig Tonnen täglich. Meteoriten nähern sich der Erde mit Geschwindigkeiten zwischen 25 bis 200 000 Kilometern pro Sekunde - je nach Größe der Brocken. Die Meisten sind nicht größer als ein Sandkorn: Meteoriten über 100 Gramm sind schon äußerst selten. Man schätzt dass von dieser Größe etwa drei bis fünf täglich die Oberfläche der Erde erreichen. Der Rest verglüht und nur sein Abbrand erreicht als mikrofeiner Staub die Erdoberfläche.
Abb. 3: Mit dem Magneten gefischt: Magnetit-Kügelchen aus der Sandprobe.
Bei der mikroskopischen Untersuchung des Sandes viel auf, dass fast jedes der glänzenden Magnetit-Kügelchen Einschlagmacken hat, die keinesfalls durch irdische Kräfte hervorgerufen werden können.
Oberflächenbeschädigungen in der vorgefundenen Art an 0,3 bis 0,5 mm großen Magnetit-Kügelchen, können nur durch gewaltige, explosionsartige Kräfte unvorstellbaren Ausmaßes entstehen. Diese Beschädigungen sind vermutlich kurz nach dem oder beim Abkühlen der Partikel entstanden. Entweder durch einen Aufschlag mit mehreren hundert Kilometer pro Sekunde oder durch eine Kollision mit anderen Partikeln, wie sie bei einer Explosion kosmischen Ausmaßes stattfinden.
Diese Einschlagmacken sind derart markant, dass sie bei der Durchmusterung des Sandes und der glänzenden Magnetitpartikel sofort auffielen.
Die folgenden Bilder zeigen bei 40 und 100 facher Vergrößerung die Ferritpartikel.
Fast jedes der Magnetit-Kügelchen zeigte auf jeweils einer Seite so eine Einschlagmacke. Wenn sie im ersten Moment nicht sichtbar waren, kamen sie aber beim herumdrehen der Partikel immer zum Vorschein. Es wurde kaum ein Partikel ohne diese Einschlagspuren gefunden.
Abb. 6: Hier ein weiteres Magnetitteilchen, ebenso mit einer Einschlagmacke an der Oberfläche der Kugel (Vergrößerung 100 x).
Die Daten der Kügelchen:
Material-Annahme : Reines Eisen
Durchmesser der Kugel in Abb 5: 0,524 mm
Einschlagtiefe: 0,164 mm
Durchmesser der Kugel in Abb 6: 0,433 mm
Einschlagtiefe: 0,183 mm
Gemessen wurde mit einem Zeiss Episkop ( Messmikroskop ) mit einer Höhenmesstoleranz von 0,001 mm
Weitere Aufnahmen:
Bildquellen
- Teaser (ESO Sternwarte)
ESO/S. Guisard; März 2012; CC by SA 3.0 unported
- Alle anderen Aufnahmen vom Autor des Artikels
Informationen zu den Aufnahmen:
Zeiss Standard 2,5 er Plan, 10er Plan
Beleuchtung: 2x Jasjö mit Diffusor.
Die Bilder sind mit HF 5.3 gestackt und bestehen aus 35 bis 65 Einzelbildern.
Ein Stackingschritt bei der „großen“ Kugel war 0,002 mm, mit der Mikrometer Meßuhr kontrolliert.
Web Links
Wikipedia zur Atacama Wüste
Link auf den Wikipedia-Artikel zur Atacama Wüste
Wikipedia zu Mikro-Meteoriten
Link auf den Wikipedia-Artikel zu Mikro-Meteoriten