Rund um das Hamburger Grün
Bild 1.0: Efeu Blattstiel Färbestufen
Jörg Weiß, vom 25.03.2023
Wie den meisten Freunden botanischer Färbungen bekannt, "funktioniert" das Rezept zum Alciangrün mit den derzeit erhältlichen Chargen des Farbstoffes Alciangelb nicht mehr. In seinem Thread
Ersatz für Alciangelb hat Dr. Sven Kötter von der Mikrogruppe Hamburg einige Farbstoffe ausprobiert, um den Eindruck des Alciangrüns wieder zu erreichen und ist bei Titangelb (Thiazolgelb, CI 19540) hängen geblieben. Die so gefundene Färbung hat er als Hamburger Grün beschrieben. Hier das Originalrezept zum Hamburger Grün wie von Sven entwickelt:
Original-Rezept Hamburger Grün nach Dr. Sven Kötter
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- oder: entparaffinierte Schnitte
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Neufuchsin-Chrysoidin-Farblösung 5-8 min. gelegentlich schwenken
- kurz abspülen in Aqua dest.
- in zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen (je 30 s)
- in Ethanol 70%ig differenzieren (ca. 30-120 s)
- in zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen (je 30 s)
- Alcianblau-Färbelösung 2min mit einmaligem Erwärmen auf ca. 60°C
- gut abspülen in Aqua dest.
- Titangelb-Färbelösung 2min
- gut abspülen in Aqua dest.
- Entwässern in 3-4 Portionen abs. Isopropanol (je 1 min)
- je nach Einschlussmittel über Xylol oder gleich in Euparal einschließen
Dazu werden die folgenden Farblösungen benötigt (ebenfalls nach Dr. Sven Kötter):
- Neufuchsin-Chrysoidin-Farblösung: 10 mg Neufuchsin und 20 mg Chrysoidin werden in 98 ml dest. Wasser und 2 ml Eisessig gelöst und filtriert, dann mit einigen Kristallen Thymol versetzt. Der Ansatz ist 0.01%ig bezogen auf Neufuchsin und 0.02% bezogen auf Chrysoidin
- Alcianblau-Farblösung: 0.2%ige Lösung von Alcianblau in sterilem Wasser incl. 2% Eisessig filtrieren, Zugabe von wenigen Kristallen Thymol
- Titangelb-Farblösung: 0.5%ige Lösung von Titangelb in sterilem Wasser 2-3 h bei ca. 45°C rühren, über Nacht auf Raumtemperatur abkühlen lassen und filtrieren (dauert). Anschließend zu 10% mit sterilem Wasser verdünnen (beugt Ausfällungen infolge Temperaturerniedrigungen vor), Zugabe von wenigen Kristallen Thymol. Ansatz ohne Eisessig!
Update vom 30.04.2023: Hamburger Grün nach Original-Rezept
Zwischenzeitlich habe ich die von Sven verwendete Neufuchsin-Farblösung erhalten und konnte somit auch das Original-Rezept nachvollziehen. Ich stelle die entsprechenden Ergebnisse hier vor meine eigenen Experimente.
Zu den Ergebnissen nach der Originalrezeptur
Zu meinen eigenen Experimenten
Hamburger Grün nach Dr. Sven Kötter mit unterschiedlichen Differenzierungszeiten
Hier nun also das Hamburger Grün am Beispiel des Gemeinen Efeus (Hedera Helix).
Einige kleine Abweichungen gab es dann aber doch: ich habe mit ca. 50 mm dicken Schnitten vom Zylindermikrotom gearbeitet, die sicherlich dicker sind, als Svens Paraffinschnitte und ich habe Neufuchsin und Chrysoidin nicht als Gemisch sondern separat gefärbt und nach der Chrysoidinstufe ebenfalls bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt. Eingedeckt habe ich in Euparal, was zu folgendem Ablauf führt:
Hamburger Grün wie von mir durchgeführt
Fixierte und gründlich mit Aqua dest. gespülte Schnitte des Blattstiels von Hedera helix
- Neufuchsin Lösung 0,1% 5 - 8 Minuten, gelegentlich schwenken
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Chrysoidin Lösung 1% 2 Minuten mit einmaligem leichen Erwärmen bis vor den Siedepunkt
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
(1) ohne jegliche Differenzierung
(2) Differenzierung gemäß Original-Anleitung
2 * Spülen mit Ethanol 30%
Differenzieren mit Ethanol 70% für ca. 60 Sekunden
2 * Spülen mit Ethanol 30 %
2 * Spülen mit Aqua dest.
(3) Differenzierung gemäß Original-Anleitung
2 * Spülen mit Ethanol 30%
Differenzieren mit Ethanol 70% für ca. 120 Sekunden
2 * Spülen mit Ethanol 30 %
2 * Spülen mit Aqua dest.
- Alcianblau Lösung 0,2% 2 Minuten, mit einmaligem leichtem Erwärmen bis vor den Siedepunkt: verdrängt das Chrysoidin aus den Parenchymen
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Titangelb Lösung 0,5% 3 Minuten
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Entwässern mit Isopropanol 99,9 % (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
Die vewendeten Farblösungen sind:
- Neufuchsin 0,1% in Aqua dest. angesäuert mit 2% Eisessig von Sven
- Chrysoidin 1,0% in Aqua dest. mit einigen Kristallen Thymol auf 100 ml zur Stabilisierung
- Alcianblau 0,2% in Aqua dest. mit einigen Kristallen Thymol auf 100 ml zur Stabilisierung
- Titangelb 0,5% in Aqua dest. mit einigen Kristallen Thymol auf 100 ml zur Stabilisierung von Sven
Und hier nun die Ergebnisse der drei Färbegänge, jeweils mit:
- einem Eindruck von den einzelnen Färbe- und Differenzierungsschritten als Einzelaufnahmen der freischwimmenden Schnitte in Aqua dest. (5x NPlan)
- Einem aus mehreren Aufnahmen gestapelten Bild des frisch eingedeckten Schnittes mit allen relevanten Geweben (20x PlanApo)
- Jeweils 4 Bilder zur Darstellung der Färbung im Detail nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte: Übersicht (5x NPlan), Leitbündel (20x PlanApo), Detail Leitbündel und Randgewebe mit Cuticula (je 40x PlanApo)
(1) Ohne jegliche Differenzierung
(2) Differenzierung für 60 Sekunden
(3) Differenzierung für 120 Sekunden
(1) Ohne jegliche Differenzierung
Zunächst die Entwicklung der Färbung:
Bilder 1.1 - 1.4: Farbentwicklung ohne Differenzierung
Frisch eingedeckt sieht das Ganze dann so aus:
Bild 1.5: Frisch eingedeckter Schnitt ohne Differenzierung
Und hier die vier Vergleichsbilder nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte:
Bilder 1.6 - 1.9: Vergleichsbilder zur Färbung ohne Differenzierung
(2) Mit 60 Sekunden Differenzierung nach dem Färben mit Chrysoidin
Zunächst die Entwicklung der Färbung:
Bilder 2.1 - 2.5: Farbentwicklung mit Differenzierung für 60 Sekunden
Frisch eingedeckt sieht das Ganze dann so aus:
Bild 2.6: Frisch eingedeckter Schnitt nach Differenzierung für 60 Sekunden
Und hier die vier Vergleichsbilder nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte:
Bilder 2.7 - 2.10: Vergleichsbilder zur Färbung mit Differenzierung für 60 Sekunden
(3) Mit 120 Sekunden Differenzierung nach dem Färben mit Chrysoidin
Zunächst die Entwicklung der Färbung:
Bilder 3.1 - 3.5: Farbentwicklung mit Differenzierung für 120 Sekunden
Frisch eingedeckt sieht das Ganze dann so aus:
Bild 3.6: Frisch eingedeckter Schnitt nach Differenzierung für 120 Sekunden
Und hier die vier Vergleichsbilder nach 5 Tagen auf der Wärmeplatte:
Bilder 3.7 - 3.10: Vergleichsbilder zur Färbung mit Differenzierung für 120 Sekunden
Fazit zur Originalfärbung
Zunächst zeigt sich, dass die von Sven vorgeschlagene Differenzierung nach der Färbung mit Neufuchsin und Chrysoidin absolut Sinn macht. Die Bilder 1.3, 1.4 und 1.5 zeigen eine "schmutzige" Färbung, bei der die Parenchyme noch fleckige Reste des Neufuchsins / Chrysoidins enthalten. Das schaut mit einer 60sekündigen Differenzierung schon besser aus (2.3 - 2.5 und 2.6) und führt mit 120 Sekunden Differenzierung zu einem richtigen Wow-Effekt in Bild 3.6. Neben den Lilatönen bei dem Kollenchym zeigt sich auch dissfunktionales Phloem in Lila und die Brillanz des Neufuchsins fällt sofort ins Auge.
Allerdings setzt sich die Differenzierung im eingedeckten Präparat fort und führt dazu, dass die Präparate ohne bzw. mit kürzerer Differenzierung nach den ersten beiden Färbestufen aufholen könen (Lilafärbung der Zellschichten unter der Epidermis und - nicht ganz so ausgeprägt des dissfunktionelan Phloems). Im für 120 Sekunden differenzierten Präparat sind die Lilatöne nun komplett verschwunden. Dabei ist leider auch die Brillanz des Neufuchsins aus Bild 3.6 etwas verloren gegangen.
Was bedeutet das nun für die Darstellung der anatomischen Details mit der neuen Färbung? Schauen wir einmal von innen nach aussen auf die jeweiligen Zelltypen:
- Die Cuticula kommt dank der Färbung mit Chrysoidin und dem zugehörigen Erwärmen sehr gut zur Geltung. Das kräftige Orange verblasst jedoch erfahrungsgemäß mit der Zeit (gilt auch für die FCA Färbungen und Müller SAC)
- Die Zellen der Epidermis erscheinen jeweils in Lila oder Grün
- Die darunter liegenden Zellen mit etwas verdicketen Zellwänden ebenfalls - abhändig von der Differenzierung. Hier handelt es sich um ein Kollenchym, das auch im ungefärbten Schnitt gut zu erkennen ist. Über diese Zellen erfolgt u.A. die Krümmung des Blattstiels zur Ausrichtung der Blattspreite. Richtig differenziert kenne ich bis auf W3Asim I (blau - grün) keine andere Färbung, mit der diese Zellen andersfarbig hervorgehoben werden.
- Die Parenchyme erhalten durch die Überfärbung mit Titangelb den gewünschten Grünton
- Die Zellen der Sklerenchymkappen über den Leitbündeln zeigen sich nur im Präparat ohne Differenzierung im kräftigen Rot des Neufuchsins, bei den differenzierten Präparaten bleibt das Rot nur bei den Mittellamellen erhalten, die so aber sehr schön hervortreten. Dies ist auch bei vielen anderen Färbungen der Fall. Besonders gut schneiden hier die Färbungen der W3Asim - Familie mit roten Mittellamellen und verschiedenen Orangetönen der Zellwände der Sklerenchymzellen ab. Hintergrund ist, dass die Zellen der Sklerenchymkappen beim Blattstiel des Efeus nicht oder nur sehr schwach lignifiziert sind.
- Das Phloem ist wie erwartet grün gefärbt, dissfunktionales Phloem erscheint lila oder ebenfalls grün (in der Variante mit 120 Sekunden Differenzierungszeit). Im Vergleich kenne ich keine Färbung, die diese abgestorbenen Zellen andersfarbig hervorhebt. Sie erscheinen aufgrund der Kompression in der Regel einfach nur dunkler als das umgebende Gewebe. Diese Kompression ist wohl auch der Grund dafür, dass sich das Neufuchsin hier länger halten kann und so zum lilanen Farbeindruck führt. Eine spezifische Farbbindung aufgrund des Zellwandaufbaus sehe ich nicht. Es hängt also vom Geschick bzw. dem Glück des Präparators ab, diesen Effekt zu erzielen, der sicher auch beim Kollenchym eine Rolle spielt. Dabei ist ebenfalls zu beachten, dass das Vorhandensein der hier angesprochenen abgestorbenen Phloemzellen sehr von der Probe, also der jeweiligen Wachstumssituation der Probepflanze und demn Alter des Blattstiels abhängt.
- Die verholzten Zellen des Xylems (insbesondere die Tracheen und Tracheiden) können das Neufuchsin sehr gut halten, parenchymatische Zellwände z.B. der Markstrahlen erscheinen zuverlässig in Grün. Hier kommt der schöne, kräftige Farbton des Neufuchsins am besten zur Geltung, ob sich die Brillanz der Farbe im frisch eingedeckten Schnitt erhalten lässt, müssen weitere Experimente zeigen. Vielleicht hilft hier ein längeres Entwässern im Isopropanol vielleicht über 24 Stunden mit mehrfachen Wechsel (Achtung: Staub und Verdunstung :) ). Wichtig ist aber, am Anfang den Wassergehalt schnellstmöglich nach unten zu bekommen, was durch das Spülen im schnellen Wechsel passiert.
- Das Markparenchym erscheint wieder im gewünschten Grün.
Alle hier geschilderten Eindrücke wurden zunächst nur anhand eines Blattstiels eines einzelnen alten Efeublattes gewonnen. Um die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Färbung und auch ihre Grenzen zu erkunden, ist ein breiter Einsatz bei unterschiedlichsten Probepflanzen und auch bei dünneren Schnitten wünschenswert. Daher hoffe ich, dass Jens' neues Hamburger Grün eine breite Anwendung findet. Vielleicht vergleicht der eine oder andere Schnippler ja auch einmal mit seiner Lieblingsfärbung.
Weiterhin ist dem Hamburger Grün eine Verbreitung auch im Rahmen der kommenden Mikroskopiker-Treffen oder bei den Themenabenden der Mikroskopischen Gesellschaften zu wünschen. Das MKB wird dazu im Sommer auf jeden Fall eine Veranstaltung anbieten.
Zu guter Letzt noch einmal vielen Dank an Sven für seine Arbeit und die Offenlegung des Rezeptes des Hamburger Grüns!
Eigene Experimente
Mit Svens Rezept war es recht einfach, die Färbung nachzuvollziehen und ich habe einige weitere Kombinationen probiert. Zum Original fehlt mir jedoch die Neufuchsin-Chrysoidin-Lösung. Meine eigenen Versuche habe ich anhand von Querschnitten vom Blattstiel des Efeus gemacht, um vergleichbare Ergebnisse zum großen Färbungs-Vergleich auf der Webseite des MKB zu bekommen. Die Probe wurde frisch geschnitten und anschließend für 2 Stunden in AFE fixiert.
Die verwendeten Lösungen:
- Acridinrot Färbelösung: 1% in Ethanol 50% , stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol
- Acriflavin Färbelösung: 1% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol
- Alcianblau Färbelösung: 0,2% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol
- Chrysoidin Färbelösung: 1% Chrysoidin in Aqua dest., stabilisiert mit etwas Thymol
- Rhodamin B Färbelösung: 1% in Ethanol 50%, stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol
- Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin-Farblösung siehe RDM 5 auf unserer Webseite
- Titangelb Färbelösung: Gemäß des Rezepts von Dr. Sven Kötter
Hier nun die Ergebnisse:
1. Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb
Das oben genannte Dreifachgemisch aus meinem Farbstoffregal kommt der Original-Färbung von Sven am nächsten. Die vorhandene Lösung noch aus dem Bestand des leider verstorbenen Rolf-Dieter Müller ist jedoch von geringer Konzentration und als Langzeitfärbung ausgelegt. Nach einem ersten Fehlversuch habe ich nach folgendem Rezept gefärbt:
Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin-Farblösung ca. 20 Stunden mit einmaligem Erwärmen bis kurz vor den Siedepunkt
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Alcianblau-Färbelösung 3 min
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Titangelb-Färbelösung 2min
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Kein weiteres Differenzieren notwendig
- Entwässern mit Isopropanol 99,9 % (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
Das Erwärmen dient dazu, dass das Chrysoidin (oder Acriflavin bei den Wacker-Färbungen) besser auf wachsartige Strukturen wie die Cuticula aufzieht. Sven hat im Original eine Erwärmung der Alcianblaulösung vorgeschrieben, um Farbmolekülcluster zu trennen und so ein besseres Aufziehen des Blautons zu ermöglichen, das werde ich in meinen nächsten Reihen auch einmal probieren. Hier habe ich aus Gewohnheit eine Minute länger gefärbt.
Zunächst die Entwicklung der Färbung nach den einzelnen Arbeitsschritten (freischwimmende Schnitte nach der letzten Spülung mit Aqua dest.):
Bilder 1.1 - 1.3: Färbestufen Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb
Da insbesondere die Färbung der Cuticula schnell verblassen kann, hier eine Aufnahme eines frisch eingedeckten Schnittes.
Bild 1.4: Farbwirkung direkt nach dem Eindecken
Nach 7 Tagen auf der Wärmebank (50 Grad) dann die folgenden Aufnahmen vom fertigen Präparat:
Bilder 1.5 - 1.8: Vergleichsbilder von den fertigen Präparaten (Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb)
Wie man sieht, ist die Farbwirkung des Safranin-Diamantfuchsin-Chrysoidin Komplexes ziemlich verblasst aber auch die schwierige Cuticula ist noch etwas angefärbt.
2. Acridinrot und Acriflavin mit Alcianblau & Titangelb
Ein Ansatz nach Art einer Wackerfärbung darf natürlich auch nicht fehlen. Obwohl die Bestände des Acridinrots auch langsam zur Neige gehen. Seitdem der Farbstoff in der Textilindustrie nicht mehr verwendet wird, ist er auch nur noch zu hohen Preisen zu bekommen. Hier das zugehörige Rezept:
Acridinrot und Acriflavin mit Alcianblau & Titangelb
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Acridinrot Lösung 1% 5 - 8 Minuten, gelegentlich schwenken
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Acriflavin Lösung 1% 2 Minuten mit einmaligem leichten Erwärmen bis vor den Siedepunkt
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Aclianblau Lösung 0,2% 2 Minuten
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Titangelb Lösung 0,5% 3 Minuten, verdrängt das Chrysoidin aus den Parenchymen
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Kein weiteres Differenzieren notwendig
- Entwässern mit Isopropanol 99,9 % (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
Zunächst wieder die Entwicklung der Färbung Schritt für Schritt, hier also vier Bilder, da ich Acridinrot und Acriflavin separat gefärbt habe.
Bilder 2.1 - 2.4: Färbestufen Acridinrot und Acriflavin mit Alcianblau & Titangelb
Und nun wieder frisch eingedeckt in aller Pracht:
Bild 2.5: Farbwirkung direkt nach dem Eindecken
Hier wieder die Bilder vom fertigen Präparat:
Bilder 2.6 - 2.9: Vergleichsbilder von den fertigen Präparaten (Acridinrot und Acriflavin mit Alcianblau & Titangelb)
Auch hier fällt auf, dass die schon schwächer angefärbte Cuticula noch weiter verblasst (vielleicht ist mein Isopropanol zu alt?). Die Färbung der sklerifizierten Zellen erfolgt - typisch für Acridinrot und Acriflavin in im Vergleich differenzierteren Rottönen.
3. Rhodamin B und Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb
Mit dem Einsatz von Rhodamin B hat schon Robin Wacker gepröbelt, sich wegen der besseren Eigenschaften in der Fluoreszenz aber für Acridinrot entschieden. Rolf-Dieter Müller hat das Rhodamin als Ersatz für das nur noch schwer erhältliche Acridinrot in die Nachfolgegeneration der Wackerfärbungen eingeführt. Hier nun in Kombination mit dem Titangelb:
Rhodamin B und Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Rhodamin B Lösung 1% 5 - 8 Minuten, gelegentlich schwenken
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Chrysoidin Lösung 1% 2 Minuten mit einmaligem leichen Erwärmen bis vor den Siedepunkt
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Aclianblau Lösung 0,2% 2 Minuten
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Titangelb Lösung 0,5% 3 Minuten, verdrängt das Chrysoidin aus den Parenchymen
- Spülen mit Aqua dest. bis keine Farbe mehr abgeht
- Kein weiteres Differenzieren notwendig
- Entwässern mit Isopropanol 99,9 % (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
Wie sicherlich schon erwartet die Entwicklung der Färbung:
Bilder 3.1 - 3.4: Färbestufen Rhodamin B und Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb
Und frisch eingedeckt sieht das ganze dann so aus:
Bild 3.5: Farbwirkung direkt nach dem Eindecken
Zum Vergleich die Bilder vom fertigen Präparat:
Bilder 3.6 - 3.9: Vergleichsbilder von den fertigen Präparaten (Rhodamin B und Chrysoidin mit Alcianblau & Titangelb)
Wir finden eine deutlich angefäbte Cuticula und schön differenzierte Gewebe in lebhaften Rot- und Grüntönen.
Fazit zu meinen eigenen Experimenten
Letztendlich gefällt mir die Färbung mit Rhodamin B und Chrysoidin im Ergebnis bisher am besten: eine schön angefärbte Cuticula und eine gute Differenzierung der Rottöne der sklerifizierten Zellen eingebettet in einen angenehmen Grünton. Passt!
Es bleibt jedoch abzuwarten, wie das Originalrezept von Sven sich am Blattstiel des Efeus zeigt. Sobald ich das Neufuchsin hier habe, lege ich entsprechend nach.
Literatur
[1] Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen
Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für
Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie
Robin Wacker
Mikrokosmos, Heft 4, 95. Jahrgang, S. 210 ff.
Juli 2006
PDF bei zobodat.at
[2] Simultanfärbung von Pflanzenschnitten mit Fuchsin, Chrysoidin
und Astrablau
Dr. Helmut Etzold, Erlangen
Mikrokosmos, Heft 5, 91. Jahrgang, S. 316 ff.
September 2002
PDF bei zobodat.at
[3] Ersatz für Alciangrün
Thread zum Hamburger Grün von Dr. Sven Kötter im Mikroforum,
vom 17.02.2023
[4] PDF zum Hamburger Grün
Dr. Sven Kötter, Datei auf der Webseite der Mikrogruppe Hamburg,
aufgerufen am 25.03.2023
[5] Armin Aisner: Mikroskopische Färbemethoden - Etzold FCA
Webseite von Armin Eisner, aufgerufen am 25.03.2023
[6] Botanischer Färbungen im Vergleich
Jörg Weiß, Webseite des MKB,
vom 14.11.2029