Eine neue 5-fach Färbung
Rolf-Dieter Müller, vom 31.10.2019
Da das Acridinrot als eine der Farbkomponenten der klassischen Färbefamilie um Robin Wackers W3A Färbung nicht mehr verfügbar ist, muss Ersatz her. Hier nun eine Mehrfachfärbung für botanische Schnitte mit Safranin/Chrysoidin/Diamantfuchsin und Alcianblau/Acriflavin als Direktfärbung.
Es ist schon fast zehn Jahre her, da hatte ich eine Mehrfachfärbung mit Safranin/Diamantfuchsin, Chrysoidin und Astrablau/Acriflavin probiert, die jedoch mit drei Färbeschritten und zwischenzeitlicher Differenzierung mit Salzsäurealkohol recht aufwändig ist. Dafür ist aber das Ergebnis sehr ansprechend.
Ich möchte hier anknüpfen und eine vereinfachte Variante vorstellen, in der man mit nur zwei Färbeschritten als Direktfärbung - also ohne Differenzierung - auskommt. Einmal werden die lignifizierten Zellwände mit einer Rotkomponente vorgefärbt und die nicht-lignifizierten Zellwände mit einer Grünkomponente nachgefärbt. Die Farben sind recht stark verdünnt, so dass bei längeren Färbezeiten ohne weitere Differenzierung direkt mit Isopropylalkohol entwässert werden kann.
Die Farblösungen
1. Rotkomponente mit Safranin/Diamantfuchsin/Chrysoidin
Stammlösung I = 1 g Safranin und 0,1 g Diamantfuchsin in 100 cm³ Wasser.
Stammlösung II = 0,05 g Chrysoidin in 100 cm³ Wasser.
Für die Gebrauchslösung werden dann 4 Pipettentropfen von Stammlösung I (Safranin/Diamatfuchsin) auf 100 cm³ Stammlösung II (0,05%ige Chrysoidinlösung) zugesetzt.
Die Färbezeit beträgt mindestens 2 Stunden, kann je nach Schnittdicke auch auf 24 Stunden verlängert werden.
2. Grünkomponente mit Alcianblau/Acriflavin
Gebrauchslösung besteht aus 100 cm³ einer 0,05%iges Alcianblaulösung + 2 cm³ einer 1%igen Acriflavinlösung.
Die Färbezeit beträgt nur 10 Minuten.
Beispielbilder vom Echten Leinkraut mit der neuen Färbung
Die oben gezeigten Querschnitte vom Echten Leinkraut (Linaria vulgaris) sind mit den beiden Lösungen in folgenden Schritten gefärbt und zum Dauerpräparat verarbeitet:
1. Stängel-Querschnitte von Linaria vulgaris (Leinkraut) mit dem Haga-Rasierklingenmikrotom.
2. Schnittfixierung über Nacht in AFE (Alkohol-Formalin-Eisessig).
3. Schnitte in 70% Ethanol für weitere Verarbeitung aufbewahrt.
4. Schnitte aus 70% Ethanol über Ethanolstufen abnehmender Konzentration in Wasser.
5. Vorfärbung mit Safranin/Diamantfuchsin/Chrysoidin für 20 Stunden (4 Stunden hätten hier auch gereicht).
6. Schnitte in Wasser bis keine Farbe mehr abgeht (Wasser muss hierfür in der Regel nur 1x gewechselt werden).
7. Nachfärbung mit Aclianblau/Acriflavin für nur 10 Minuten.
8. Schnitte in Wasser bis keine Farbe mehr abgeht (Wasser muss hier ebenfalls nur 1x gewechselt werden).
9. Schnitte direkt zum Entwässern in 100% Isopropylalkohol. Isopropylalkohol 3x wechseln, nach dem letzten Wechsel verbleiben die Schnitte zur sorgfältigen Entwässerung mindestens 5 Minuten.
10. Einschluss in Euparal.
Besonders vielfältig in der Anfärbung ist Eukalyptus globulus. Die stückfixierten Sprossstücke habe ich von Rainer Teubner zur Verfügung gestellt bekommen. Geschnitten wurde ebenfalls mit dem Rasier- klingenmikrotom.

Spross vom Blauen Eukalyptus (Eukalyptus globulus) gefärbt mit der neuen Färbung.
Die nachfolgenden Kiefern-Nadelblattquerschnitte sind nur mit 1,5 bis 2 Stunden vorgefärbt worden und für die Nachfärbung ist der Acriflavin-Anteil auf 25% reduziert. Bei der Schwarzkiefer (Pinus nigra) zog die Rotkomponente recht stark auf, so dass nach der Vorfärbung doch noch mit Salzsäurealkohol für 10 Sekunden differenziert und danach gründlich gewaschen wurde.
Kiefernnadeln mit der neuen Färbung
Literatur
[1] Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen
Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für
Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie
Robin Wacker
Mikrokosmos, Heft 4, 95. Jahrgang, S. 210 ff.
Juli 2006
Bildquellen